Marathon-Veranstalter bangen um Eliud Kipchoge: War der Weltrekord sein letzter Lauf in Berlin?

Es ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich wird sich Eliud Kipchoge maximal wenig Zeit nehmen, seinen Weltrekord-Lauf vom Sonntag zu genießen, geschweige denn zu feiern. Der Kenianer ist ein Disziplin-Fanatiker. Vermutlich wird er in wenigen Tagen wieder mit dem Training beginnen. Zumal er, wie er am Sonntag kurz nach der Zielankunft beim Berlin-Marathon sagte, noch die Beine für weitere Top-Zeiten habe. „Aber das Wichtigste ist mein Kopf, und er fühlt sich auch noch frisch und jung an.“

In der Fabelzeit von 2:01:09 Stunden war er nach 42,195 Kilometern im Ziel eingelaufen und umarmte kurz danach Patrick Sang, seinen Trainer, mit dem er seit inzwischen 20 Jahren zusammenarbeitet. Kipchoge unterbot seinen eigenen Weltrekord aus dem Jahr 2018 um eine halbe Minute, den er ebenfalls beim Berlin-Marathon gelaufen war.

Obwohl sich Kipchoge noch frisch fühlt, ist die Frage, ob er noch einmal in Berlin antreten wird. Direkt nächstes Jahr wird der zweimalige Olympiasieger aller Voraussicht nach nicht starten. Das Jahr darauf finden die Olympischen Spiele in Paris statt. Bei einem Medientermin Anfang dieses Jahres hatte Kipchoge gesagt, dass er dort seinen dritten Olympiasieg anvisiere. Dann wiederum käme der wenige Wochen später angesetzte Berlin-Marathon erneut kaum in Frage. Bliebe eine Teilnahme im Jahr 2025, dann allerdings wäre Kipchoge schon 40 Jahre alt.

Die Organisatoren profitieren freilich von seiner Strahlkraft. „Eliud ist ein Aushängeschild“, sagt Jürgen Lock vom Marathon-Veranstalter SCC Events am Montag dem Tagesspiegel. „Sein Lauf ist um die Welt gegangen.“

Kipchoge ist auch deshalb der perfekte Werbeträger, weil der Berlin-Marathon zu seinen Lieblingsveranstaltungen gehört. „Es war ein Herzenswunsch von Eliud, in diesem Jahr wieder in Berlin dabei zu sein“, erzählt Lock.

Schon nach 25 Kilometern konnten seine Schrittmacher Kipchoge nicht mehr folgen

Dass Kipchoge Spaß am Berlin-Marathon hat, war ihm direkt nach dem Startschuss anzumerken. Er ging den Lauf über 42,195 Kilometer mit einem höllischen Tempo an. Die erste Streckenhälfte absolvierte er in 59:51 Minuten. Sein Trainer Sang schüttelte schon ungläubig mit dem Kopf. Auf den zweiten gut 21 Kilometern konnte er das Tempo nicht durchlaufen. Ein wesentlicher Grund war, dass seine Schrittmacher ihm schon nach 25 Kilometern nicht mehr folgen konnten. Kipchoge war auf sich allein gestellt.

Umso erstaunlicher war es, dass er am Ende seine Bestzeit um eine halbe Minute verbessern konnte. „Es hat am Sonntag alles gestimmt“, sagt Lock. „Die Temperatur schwankte nicht, der Taupunkt war nicht zu niedrig und nicht zu hoch.“ Lock ist davon überzeugt, dass der Weltrekord vom Sonntag eine Weile halten wird. Für Kipchoge war es bereits der vierte Sieg in Berlin. Neben der Antrittsgage bekam er eine Prämie im hohen fünfstelligen Bereich für den Weltrekord.

Doch um Geld geht es Kipchoge nicht. Das hat er in der Vergangenheit mehrfach gesagt und so lebt er auch. Als Vater führt mit einer Familie ein bescheidenes Leben in Kenia, das er voll dem Laufsport unterordnet. Kipchoge steht jeden Morgen um fünf Uhr auf und geht laufen. Dann ruht er sich aus, kümmert sich um seine Familie und geht nachmittags wieder laufen. Tag für Tag. Sein Geld liege auf der Bank, er wolle es fern von sich halten, sagte er einmal. Eliud Kipchoge lebt für das Laufen.

Zur Startseite