Debüt in der Tischtennis-Bundesliga mit zwölf Jahren: Josephina Neumann verliert – und gewinnt doch
Das Ziel des TTC Eastside am Sonntag war die Sporthalle der Leopoldschule in Weil am Rhein in Südbaden. Dort spielte der deutsche Tischtennismeister in der Bundesliga beim ESV Weil – und gewann 6:2. Doch die Vorbereitung begann Freitagabend 350 Kilometer nördlich, in Karben. In der bei Frankfurt am Main gelegenen Stadt wohnt Josephina Neumann mit ihrer Familie.
„Josi“, wie sie genannt wird, ist zwölf Jahre alt, eines der größten Talente in Europa und seit dieser Saison Profi bei Eastside. Also trafen sich die Teammitglieder, die zum Teil Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen haben, in der Heimat der Familie Neumann. Um gemeinsam zu trainieren und vor allem, damit Josi Neumann alle kennenlernen konnte: „Sie haben mich ganz toll aufgenommen und mir ein gutes Gefühl gegeben.“
In Weil waren neben ihrem Vater Sven und ihrer Mutter Cornelia weitere Familienmitglieder in der Halle. Und ein TV-Team des Hessischen Rundfunks. Der hr hat sie seit 2019 begleitet, inzwischen gibt es in der ARD-Mediathek einen einstündigen Film.
„Supertalent Josi“, so der Titel der Doku, hat im Alter von vier Jahren mit Tischtennis begonnen. Sie hat Medaillen bei internationalen Turnieren in höheren Altersklassen geholt, in der vorigen Saison beim TSV Langstadt II in der Dritten Liga der Frauen mitgespielt und dort eine ausgeglichene Bilanz erreicht. Aber die höchste Spielklasse ist dann doch noch eine völlig andere Kategorie.
„Josi war ziemlich nervös, sie war froh, als es endlich losging“, erzählt Sven Neumann. Im Doppel spielte sie an der Seite der 43 Jahre älteren Ding Yaping, am Ende hieß es 1:3 gegen Izabela Lupulesku und Hana Arapovic. Danach ging es in die Einzel.
„Vielleicht werde ich am Anfang haushoch verlieren“, hatte sie kürzlich der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt. Ihre Gegnerin war Polina Dobreva (vor ihrer Hochzeit Trifonova), 30, Olympiateilnehmerin in Tokio.
Sie haben mich ganz toll aufgenommen und mir ein gutes Gefühl gegeben.
Josephina Neumann
Josi Neumann gewann den ersten Satz, verlor den zweiten und führte in den beiden folgenden 5:2 beziehungsweise 8:5. Doch die Sätze gingen 10:12 und 9:11 weg. „Da war ihre Gegnerin einen Tick cleverer. Schade, im fünften Satz hätte ich auf Josi gewettet“, sagt ihr Vater.
Für die herzliche Aufnahme in Eastsides Meisterteam „hätte ich mich am liebsten bei der Mannschaft mit einem Sieg bedankt“, war Josi Neumann zunächst enttäuscht. „Aber nur 30 Sekunden“, berichtet ihr Vater: „Es war schön zu sehen, dass sie voll mitgehen konnte.“ Für ihn war es „eines der besten Spiele ihres Lebens“. Eastsides Trainerin Irina Palina lobt: „Das war eine richtig gute Leistung von Josi. Es hat wirklich nicht viel gefehlt, um das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden.“
Das Debüt brachte noch keine Punkte, kann aber zweifellos als Erfolg verbucht werden. Der Klub wird Josi Neumann weiter in enger Zusammenarbeit mit den Eltern aufbauen, sie wird Einsätze bekommen und Spielerinnen von Eastside werden regelmäßig mit ihr in Karben trainieren.
So wie jetzt Sabina Surjan, die einige Tage in Hessen bleibt. Aber vor dem Training stand für Josi Neumann am Montag noch etwas anderes auf dem Programm: die Schule.
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