Schwacher Start und zwei Leistungsträgerinnen verletzt: Turbine Potsdam geht schweren Zeiten entgegen
Es war ein trübes Wochenende für Turbine Potsdam. Zunächst musste Turbine im ersten Heimspiel der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga eine herbe Enttäuschung auf dem Spielfeld hinnehmen. Im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion unterlag das Team von Trainer Sebastian Middeke 0:3 (0:1). Nach dem Unentschieden in Bremen am vergangenen Wochenende warten die Potsdamerinnen damit weiterhin auf ihren ersten Sieg und stehen vorerst im unteren Tabellendrittel.
Den ersten Gegentreffer mussten die Brandenburgerinnen früh im Spiel hinnehmen. Doch bevor sie diesen Schock verarbeiten konnte, folgte direkt der nächste, und das war wohl einer mit Langzeitwirkung: Rückkehrerin Jennifer Cramer schied bei ihren Heimcomeback nach über vier Jahren mit einer Oberschenkelverletzung aus. Für Middeke ein entscheidender Bruch im Spiel: „Damit ist der erste Anker in unserem Spiel weggebrochen.“
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Kurz nach der Halbzeit verletzte sich Spielführerin Noemi Gentile ohne gegnerische Einwirkung so schwer am Knie, dass sie unter Tränen und nur mit einer Trage vom Platz gebracht werden konnte. Nach dem Spiel gab es zwar noch aufmunternden Beifall aus dem Fanblock, aber Gentile musste von zwei Mitspielerinnen gestützt und mit dick bandagiertem Knie das Stadion verlassen.
Was befürchten lässt, dass ihr erstes Heimspiel im Turbine-Trikot zumindest für einige Zeit ihr letztes gewesen ist. Auch Middeke verfolgte die Szene mit Schrecken: „Für einen Moment steht die Zeit still, so etwas überschattet dann auch die weitere Vorgehensweise, alle bekommen das mit, auch unsere Spielerinnen. Das ist einfach schwer aus den Köpfen zu kriegen.“
Was man dem Spiel im Folgenden auch anmerken konnte. Die Potsdamerinnen kämpften zwar weiterhin leidenschaftlich, ließen aber Ordnung sowohl in der Defensive als auch im Spielaufbau vermissen. So dass in der Folge nach einer schlecht verteidigten Ecke das 0:2 durch einen schönen Volley von Kaitlyn Parcell fiel. Den Treffer zum 0:3 von Doppeltorschützin Yvonne Zielinski nahmen die Brandenburgerinnen dann nur noch hin, verloren hatten sie das Spiel bereits mit dem Ausfall ihrer Kapitänin.
Gegen einen defensiv kompakt stehenden Gegner taten sich die Potsdamerinnen schwer zum Zug zu kommen und die vereinzelt gut herausgespielten Chancen verteidigte Duisburg dann fehlerfrei.
Damit ist der erste Anker in unserem Spiel weggebrochen.
Turbine-Trainer Sebastian Middeke
Trotz mehr Ballbesitz für Turbine war der Sieg des MSV zu keinem Zeitpunkt gefährdet und laut Trainer Middeke auch in der Höhe verdient: „Es kam mir vor wie in einem Trainingsspiel Angriff gegen Abwehr und am Ende gewinnt dann meistens die Abwehr.“
Damit nimmt der MSV Duisburg nicht nur wichtige Punkte für den Abstiegskampf mit, sondern auch eine große Portion Selbstbewusstsein, bevor es nächste Woche zu Hause gegen den FC Bayern München geht.
Auf der Gegenseite gab es betretene Mienen, nicht nur wegen der beiden schwerwiegenden Ausfälle. Auch insgesamt dürfte sich Turbine in den ersten beiden Saisonspielen mehr ausgerechnet haben, zählen doch sowohl Duisburg als auch Bremen eigentlich zu Gegnern auf Augenhöhe.
Die Sorge um den Tabellenplatz dürfte aber zunächst der Sorge um Cramer und Gentile weichen. Die MRT-Ergebnisse der beiden Hoffnungsträgerinnen werden im Laufe der Woche erwartet.
Bis dahin heißt es für Middeke nicht nur auf dem Platz an den richtigen Schrauben zu drehen, sondern auch in den Köpfen. Sowohl mit der Mannschaft als auch mit den verletzten Spielerinnen habe es bereits Gespräche gegeben. Die Mannschaft setze mehr denn je auf ihr Team-Motto: „Eine für alle, alle für eine.“
Sebastian Middeke steht direkt zu Beginn der Saison vor einer schwierigen Phase. Nächste Woche geht es zum Auswärtsspiel beim 1. FC Köln, der sich mit Selina Cerci für diese Saison enorm verstärkt hat – sie kam vor der Saison ausgerechnet aus Potsdam und bei Turbine war sie eine absolute Leistungsträgerin.
Middeke erwartet eine hoch pressende Mannschaft, die seinem Team wenig Zeit lassen wird. Und nach Köln ist vor dem Heimspiel gegen Meister Wolfsburg, das sind für die kommenden Wochen keine guten Aussichten. Turbine ist in dieser Saison wohl so nah am Abstiegskampf dran wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Zur Startseite