Ein mutiger politischer Akt

Als zweite russische Profisportlerin hat Tennisspielerin Darja Kassatkina zu Beginn der Woche öffentlich gemacht, lesbisch zu sein. Dazu postete sie nun ein Foto mit ihrer Freundin, der Eiskunstläuferin Natalja Sabijako, die 2018 olympisches Silber gewann, und kritisierte quasi nebenbei auch noch die Politik ihres Heimatlandes, in dem es eine ganze Reihe „verbotener Themen“ gebe. Dafür erhielt sie aus aller Welt Unterstützung, auch aus Deutschland, zum Beispiel von dem Queer-Beauftragten der Bundesregierung Sven Lehmann.

Nun wird dem häufig entgegengehalten, dass es heutzutage doch gar nicht mehr nötig sei, sich zu outen. Das verdeutlichen die Kommentarspalten in den sozialen Medien, in denen kritisiert wird, dass die sexuelle Orientierung niemanden etwas angehe und dass ein Coming-out unnötig sei. Aber das Coming-out von Kassatkina ist alles andere als unnötig, es ist ein eminent mutiger politischer Akt. Denn während hierzulande am Wochenende beim Christopher Street Day queere Menschen gemeinsam auf die Straßen gehen, ausgelassen tanzen und feiern können, droht ihnen in Russland Lebensgefahr.

Vor knapp zehn Jahren erließ Russland ein Gesetz, das sogenannte „Homo-Propaganda“ verbietet, demnach steht das Zeigen gleichgeschlechtlicher Liebe oder das Reden darüber unter Strafe. Immer wieder erfuhren queere Aktivist*innen und Menschenrechtler*innen in den vergangenen Jahren Hass und Hetze und es gab etliche gewaltvolle Angriffe auf queere Personen.

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Auch queere Tschetschenen wurden festgenommen, um sie zurück in ihre Heimat zu bringen, wo ihnen Folter droht. Dass Russland darüber hinaus nicht davor zurückschreckt, prominente Sportler*innen aus völlig unersichtlichen Gründen festzunehmen, verdeutlichte der Fall des Eishockey-Nationaltorwarts Igor Fedotow.

Insofern ist Kassatkina mit ihrem Coming-out anderen Sportler*innen nicht nur ein wichtiges Vorbild; sie stellt sich damit auch explizit gegen die homofeindliche Politik ihres Heimatland – im Wissen darum, dass sie sich damit selbst großer Gefahr aussetzt. Sie selbst hat es so formuliert: „Es bringt nichts, lange im Stillen zu bleiben.“ Die internationale Sportwelt schuldet ihr nun ebenfalls, nicht still zu bleiben.