„Dreimal in einen Konter zu laufen, ist zu viel“: Der BVB und die Gründe für die Barcelona-Abfuhr

Nach dem womöglich letzten Champions-League-Auswärtsspiel von Borussia Dortmund für längere Zeit bekam Niko Kovac Zuspruch von seinem einstigen Co-Trainer. Niedergeschlagen lauschte der BVB-Coach, was der jetzige Barça-Coach Hansi Flick ihm nach dem 0:4-Debakel beim FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League im Olympiastadion von 1992 zu sagen hatte. Vermutlich ging es dabei auch um den nächsten derzeit anscheinend übermächtigen Dortmunder Gegner, den FC Bayern.

Immerhin kam Flick 2019 als Assistent von Kovac zu den Münchnern, übernahm den Rekordmeister nach dessen Rauswurf und führte ihn zum Triple. Insofern steckte viel Symbolkraft in der Szene. Wie Flick seinen ehemaligen Chef als Trainer überholt hat, ist auch der BVB – immerhin Vorjahres-Finalist in der Königsklasse – aus der Liga der Großen zurückgefallen. Die Schweizer „NZZ“ konstatierte „gravierende Probleme des Kaders“.

Das jahrelang zum Bundesliga-Klassiker gehypte Topduell mit den Bayern weiter als solches zu bezeichnen, entbehrt angesichts des sportlichen Absturzes der Dortmunder in dieser Saison jedweder Grundlage. Auch Kovac weiß, dass am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in der Münchner Arena wieder Böses droht. „Bayern München auf diesem Niveau ist wie der FC Barcelona“, sagte Kovac nach der Demütigung in Katalonien, die den Dortmundern praktisch keine Chance mehr für das Rückspiel am kommenden Dienstag lässt.

„Das 0:4 tut weh. Wir wissen, dass das eine sehr schlechte Ausgangsposition für das Rückspiel ist“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl und machte eine Ansage für die restliche Saison: „Die Bundesliga war unser Fokus und muss unser Fokus sein. Wir haben dort ein sehr, sehr wichtiges Spiel bei Bayern München. Wir müssen da jetzt ein richtig gutes Ergebnis holen. Die Bundesliga ist das wichtigere Geschäft jetzt. Da müssen wir uns drauf konzentrieren.“

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Ohne Verteidigung wird man auch in München Probleme bekommen.

Niko Kovac mit Blick auf das Bundesligaspiel am Samstag beim FC Bayern.

Wenn das mal so einfach wäre. In dieser Verfassung dürften auch die Bayern einige Nummern zu groß für die Dortmunder sein. „Wir werden schon sehr viel besser und sehr viel mehr verteidigen als heute. Denn ohne Verteidigung wird man auch in München Probleme bekommen“, stöhnte Kovac, der sich auch unangenehme Fragen stellen lassen musste.

In der Bundesliga spielen die Bayern und Meister Leverkusen längst in einer anderen Liga. Die direkten Konkurrenten heißen inzwischen Mainz und Freiburg. Gegen diese Gegner hatte Kovac zuletzt Erfolg, indem er seine Taktik so umstellte, dass sie besser zum Kader zu passen scheint.

Barcelonas Offensive spielte Dortmund schwindlig

Die Rückkehr zu einer Viererkette in der Abwehr in Barcelona erwies sich als Fehler. Gegen die Offensivwucht von Wunderkind Lamine Yamal und die Super-Torjäger Robert Lewandowski und Raphinha waren die Dortmunder hoffnungslos überfordert. Kovac schob dies auf ein kollektives Abwehrversagen.

Recht ungewöhnlich für seinen bisherigen Ansatz wurde der BVB-Coach auch relativ deutlich in seiner Kritik. „Dreimal in einen Konter zu laufen, ist zu viel. Und auch nicht gut“, sagte Kovac und schimpfte auf die generelle Einstellung: „Wenn du diese tollen Spieler spielen lässt, ohne dagegenzuhalten, wird es schwierig.“ Ähnlich äußerte sich Kapitän Emre Can, der die Abfuhr in Barcelona nicht auf das System schieben wollte.

„Das hat damit zu tun, dass jeder alles gibt und auch bereit ist, mal über einen Schmerzpunkt zu gehen“, sagte Can bei Dazn. „Da muss es auch mal knallen. Und bei uns hat es zu wenig geknallt.“

Laut Kovac habe sein Team allgemein „einiges an Nachholbedarf“. Das gilt für den gesamten BVB, dem als Bundesliga-Achter erstmals seit zehn Jahren wieder eine Saison ohne die Champions-League-Bühne droht. Bereits am Wochenende droht in der Verfassung vom Wochenende der nächste empfindliche Rückschlag. (dpa)