Die Serie des 1. FC Union endet nach 21 Spielen
Vor dem Gastspiel des FC Bayern im Stadion An der Alten Försterei wurde viel über die mentale Verfassung des Serienmeisters spekuliert. Wie würden die Münchner auf die denkwürdige 0:5-Klatsche im Pokal bei Borussia Mönchengladbach reagieren? Würden sie den 1. FC Union mit viel Wut im Bauch regelrecht auffressen oder ähnlich verunsichert auftreten wie am vergangenen Mittwoch? Nach einem unterhaltsamen Spiel war die Antwort am Samstagnachmittag: Sowohl als auch.
Bis zur 43. Minute dominierten die Gäste das Spiel nach Belieben und führten bereits 3:0. Danach zeigten sie jedoch ähnliche defensive Schwächen wie im Pokal. Da Union diese aber nicht so konsequent bestrafte wie Gladbach, hieß es am Ende 2:5 (1:3). Damit endet die erstaunliche Berliner Heimserie nach 21 Spielen ohne Niederlage. Daran konnten auch die Rückkehr der Ultras und die erstmals in dieser Saison auf 16 509 Zuschauer aufgestockte Stadionkapazität nichts ändern. „Union hat eine tolle Mannschaft, die mit dem Publikum im Rücken eine große Wucht entfachen kann“, sagte Bayerns Interimstrainer Dino Toppmöller. „Wir sind froh, dass wir die richtige Reaktion gezeigt haben.“
Nach dem knappen Sieg im Pokal in Mannheim rotierte Unions Trainer Urs Fischer Andreas Luthe, Niko Gießelmann, Rani Khedira und Taiwo Awoniyi zurück in die Startformation. Auch der immer noch in Quarantäne befindliche Julian Nagelsmann sowie sein Vertreter Toppmöller wechselten auf vier Positionen, wobei das weniger mit Rotation zu tun hatte.
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Das Spiel begann wie erwartet und Fischers Prognose, seine Mannschaft würde leiden müssen, bewahrheitete sich schnell. Nach fünf Minuten wies die Statistik für Union neun Prozent Ballbesitz aus. Die Gäste spielten geduldig von einer Seite auf die andere und die Berliner liefen hinterher, ohne wirklich in die Zweikämpfe zu kommen. Die Ballbesitzverteilung nahm zwar bald wieder halbwegs normale Züge an, doch an der Grundausrichtung änderte sich nichts. „In der ersten Hälfte waren wir nicht da“, sagte Fischer. „Wir waren zu weit auseinander, haben kaum Balldruck erzeugt und die Bayern nicht gestresst.“
So hatten die Münchner das Geschehen voll im Griff. Nachdem sie sich den Gegner in der Anfangsphase zurechtgelegt hatten, erspielten sie sich anschließend gute Chancen. Die erste vergab Leroy Sané nach einem langen Ball noch, doch wenig später war er maßgeblich am 1:0 beteiligt. Knapp hinter der Strafraumgrenze zog der Nationalspieler ab und traf den Ellenbogen von Paul Jaeckel, der sich mit hoch erhobenem Arm in den Schuss geworfen hatte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Robert Lewandowski sicher.
Nach der Pause wackelt der FC Bayern wieder
Keine zehn Minuten später legte der polnische Weltfußballer nach einem Foul von Robin Knoche mit einem Freistoß aus 17 Metern nach. „Dass wir zwei Gegentore nach Standards bekommen, ist natürlich ärgerlich und darf uns nicht passieren“, sagte Niko Gießelmann. Auch wenn die Treffer nicht der ganz großen Fußballkunst entsprangen, war die Führung der Münchner verdient. Sie waren ballsicherer, kombinationsstärker, schneller. Im Normalfall ist das keine Nachricht wert, sondern die Zustandsbeschreibung gegen fast jeden Gegner in der Bundesliga.
Union kam dem Tor von Nationaltorwart Manuel Neuer allenfalls bei ruhenden Bällen näher, doch auch das ohne jegliche Gefahr erzeugen zu können. So ging es weiter nur in eine Richtung und das sehr ansehnlich. Eine ebenso artistische wie geniale Vorarbeit von Lewandowski konnte Sané frei vor dem stark reagierenden Luthe nicht nutzen, kurz darauf belohnte er sich dann aber für eine sehr auffällige Leistung.
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Nach etwas mehr als einer halben Stunde stand für die Berliner eine gehörige Klatsche zu befürchten. Doch kurz vor der Pause verkürzte Niko Gießelmann nach Flanke von Genki Haraguchi mit Unions erstem Torschuss auf 1:3 und nur eine Minute später brach erneut Jubel aus. Der Treffer von Sheraldo Becker zählte wegen einer Abseitsposition jedoch nicht.
Ganz so unbeeindruckt waren die Gäste also doch nicht – und das sollte in der zweiten Hälfte noch offensichtlicher werden. Von der Münchner Souveränität war nun nichts mehr zu erkennen. Die Ballverluste häuften sich und das Mittelfeld, bis dahin die Domäne der Gäste, war kaum noch vorhanden. Das Spiel wurde wild, die Räume größer – und das eröffnete Union einige Möglichkeiten. Allerdings fehlte den Berlinern beim letzten Pass meist die Genauigkeit.
Die hatte bei den Bayern zumindest Kingsley Coman. Mit einer Körpertäuschung setzte er sich rechts im Strafraum gegen Timo Baumgartl durch und knallte den Ball zum 4:1 in die kurze Ecke. Urs Fischer reagierte mit einem Dreifachwechsel und der zahlte sich wenige Sekunden später bereits aus, als Joker Julian Ryerson nach Vorarbeit von Joker Kevin Behrens zum 2:4 traf. Die Berliner Mannschaft und ihre lautstarken Fans hatten nun wieder ein kleines bisschen Hoffnung, doch mit dem 5:2 durch Thomas Müller war das Spiel endgültig gelaufen.