Die Kinostarts der Woche: Was hat der sympathische Familienvater im Kofferraum?

Die Gräue vor dem Fenster kündigt es an: Weihnachten rückt näher. Früher war das auch ein Fest fürs Kino und Actionfilme. Und heute? Die zweite Novemberwoche im Kino gibt sich eher nachdenklich, politisch-dramatisch. Lesen Sie selbst.

1 Red One – Alarmstufe Weihnachten

Cal (Dwayne Johnson, l.) arbeitete als Sicherheitschef für den Weihnachtsmann. Nun plagen ihn Zweifel an seiner beruflichen Mission.

© Karen Neal/Prime/Warner/Karen Neal

Cal (Dwayne Johnson) hat sein Kündigungsschreiben in der Hand. Seit Jahrhunderten arbeitet er als Sicherheitschef für den Weihnachtsmann (J. K. Simmons), nun plagen ihn Zweifel an seiner beruflichen Mission.

Besonders die Erwachsenen machen ihm Sorgen. Die Liste der „Unartigen“ wird Jahr für Jahr länger. Dann wird zwei Tage vor Heiligabend sein Boss entführt, der kriselnde Bodyguard zieht aus, um das Weihnachtsfest zu retten.

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Die Zeit, in der vor Weihnachten vornehmlich besinnliche Unterhaltungskost ins Kino kam, ist lange vorbei. Mit Filmen wie „Tödliche Weihnachten“ (1996), „Wild Christmas“ (2000) oder „Violent Night“ (2022) haben sich Action- und Horrorfilme ihren festen Platz im Kino-Adventskalender geschaffen.

Mit „Red One“ versucht Regisseur Jake Kasdan nun Action und Familienunterhaltung im Weihnachtsformat zusammenzubringen.

Johnsons Sicherheitschef, den der Ex-Wrestler mit bierernster Miene verkörpert, wird dabei Chris Evans in der Rolle des Hackers Jack O‘Malley zur Seite gestellt. Martin Schwickert

2 Spirit In The Blood

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Die Kamera fliegt durch zunehmend verwaiste retrofuturistische Flure der Silberlaube der Freien Universität Berlin, sie taumelt und kriecht, materialisiert sich schwer atmend als … ja, als was? Was ist es, das Martin verfolgt und umkreist?

Der junge Familienvater ist ins Institut für Islamwissenschaften gekommen, um von Professor Neuweiser zu hören, ob es eine Koranstelle gäbe, die explizit gegen seinen Plan spräche, in den nächsten Stunden einen Terroranschlag zu verüben. Die Zeit läuft … aber nicht linear.

„Ziehen Sie die Socken aus“, befiehlt der Soldat bei der Musterung in einer Turnhalle. Nachdem er ein Kopfschütteln als Antwort bekommen hat, heben zwei Soldaten die widerwillige Person hoch, um ihre Socken zu entfernen.

Die Zehen sind rot lackiert, was nicht zur männlichen Erscheinung von Aniela passt. Sie ist trans, in einer polnischen Kleinstadt im Jahr 1980 gibt es dafür keinen keinen Platz, kein Verständnis – zunächst auch nicht bei ihr selbst.

Deshalb braucht Aniela, die verheiratet ist und zwei Kinder mit ihrer Frau Iza hat, lange, bis sie den Weg zu ihrer Identität findet.

Das Regie- und Drehbuchduo Małgorzata Szumowska und Michał Englert zeichnet den Weg facettenreich über Jahrzehnte nach, wobei neben der rechtlichen Diskriminierung auch unverhoffte Momente der Solidarität in den Blick kommen. Nadine Lange

5 Die Witwe Clicquot

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Zwei gegensätzliche Charaktere lernen sich kennen, brechen u einem Roadtrip auf und wachsen dabei zusammen: So einfach wie oft gesehen lässt sich der Plot von „Marianengraben“ beschreiben.

Die inhaltliche Klammer für die Verfilmung des Bestsellers von Jasmin Schneider ist Trauer. Paula (Luna Wedler) steckt in einer Depression, nachdem ihr kleiner Bruder ums Leben gekommen ist. Helmut (ein wunderbar grantiger Edgar Selge) möchte seiner verstorbenen Frau die letzte Ehre erweisen.

Mehr als ein „Es tut mir leid“ kann man oft nicht sagen

Zusammen fahren sie im Wohnmobil nach Südtirol, Alpenpanoramen gibt’s zuhauf. Auf dem Weg verhandelt der Film erfrischend schnörkellos sein Anliegen: Mehr als ein „Es tut mir leid“ kann man oft nicht sagen.

Leider insistiert die aufdringliche Musik zu sehr darauf, was man als Zuschauerin gerade fühlen soll. Dem Exkurs zum Thema Suizid hätte man etwas mehr Tiefe gewünscht. Cristina Plett

7 Critical Zone

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In fiktionalen Spielszenen verschmilzt André Schäfers leichtfüßig erzähltes Schriftstellerporträt zwei Leben: Das des Autors und das seiner Romanfigur, des Hochstaplers Felix Krull, mit dem Thomas Mann von 1905 bis zum Erscheinen des Romans 1954 schwanger ging.

Eine originelle Idee, die durch Passagen aus Manns Tagebüchern, in denen seine verhehlte Homosexualität offen zu Tage trat, untermauert wird. Hier der Betrüger und Charmeur, der die High Society abzockt, dort der zu humoristischer Leichtigkeit findende Autor: Dandys und intransparente Charaktere sind beide.

Schäfer verquickt Felix Krulls Lebensstationen von Eltville bis Lissabon mit der Lebensreise seines Schöpfers von München bis ins kalifornische Exil.

Er lässt Thomas Mann in der Figur des Krull als den durch die Welt flanieren, der er hinter der Fassade wohl auch war: ein schillernder Ironiker und Bonvivant, dem Liebschaften Inspiration für Kunst und Leben waren. Gunda Bartels