Deutsches Chorzentrum in Neukölln eröffnet

Das Deutsche Chorzentrum strahlt die Passanten auf der Neuköllner Karl-Marx-Straße förmlich an: Blendend weiß ist die Fassade des Gründerzeithauses jetzt, das zuvor eine Schrottimmobilie im Besitz einer arabischen Großfamilie war.

Der Deutsche Chorverband, der 1,4 Millionen Laiensänger:innen repräsentiert, hatte sie bei einer Zwangsversteigerung erworben. 7,2 Millionen Euro kostete der Um- und Ausbau, die Hälfte der Summe wurde vom Bund übernommen, ein weiterer Geldgeber ist die Berliner Lotto-Stiftung, der Rest muss durch Eigenmittel, Kredite und erwartete Mieteinnahmen finanziert werden.

Neben dem Deutschen Chorverband ziehen auch der Chorverband Berlin, der Landesmusikrat Berlin und die Deutsche Chorjugend ein sowie die „Vokalhelden“, das Chor-Programm der Berliner Philharmoniker. Und im ehemaligen Ladengeschäft im Erdgeschoss findet eine musikbetonte Kita für 70 Kinder Platz.

[Behalten Sie den Überblick über die Entwicklung in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de.]

Am Montag wird das Verbandshaus feierlich eröffnet, Grußworte sprechen Kulturstaatsministerin Monika Grütters, der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Altbundespräsident Christian Wulff, der dem Chorverband seit 2018 vorsteht.

Auch das Deutsche Chorfest wird hier organisiert

„Das Tolle am Singen ist, dass das Mitmachangebot extrem niederschwellig ist, weil jeder Mensch sein eigenes Instrument mitbringt, nämlich seine Stimme“, schwärmte der CDU-Mann im Tagesspiegel-Interview. „In den Chören manifestiert sich die ,Bunte Republik Deutschland’, die mir immer vorschwebte.“ Darum habe man sich für den Standort in Neukölln entschieden, weit weg von innerstädtischen Kulturzentren wie bürgerlichen Wohnvierteln.

Das neue Zentrum soll eine Anlaufstelle für alle bundesrepublikanischen Chöre werden, die Fachberatung und Serviceleistungen erhalten. Außerdem will man von hier aus Kontakte zur internationalen Musikszene pflegen, es wird Fortbildungen für Chorleiter geben sowie Seminare für Erzieherinnen. Auch das „Deutsche Chorfest“, zu dem vor der Coronakrise regelmäßig 20 000 Sangesfreudige strömten, wird nun von der Karl-Marx-Straße 145 aus organisiert.

Einen eigenen Veranstaltungsraum braucht das Deutsche Chorzentrum nicht – nur ein Haus weiter liegt der Heimathafen Neukölln mit seinem historischen Saal. Beide Gebäude sind über einen gemeinsamen Hinterhof verbunden. Nur wer sich auf der rückwärtigen Seite befindet, sieht, dass das Architekturbüro Kaden & Partner dem Altbau etwas Modernes hinzugefügt hat: Der Seitenflügel wurde um zwei Etagen aufgestockt und mit einer raffinierten, fünffach gefalteten Fensterfront versehen.