Deutsche Mannschaft bei der Handball-WM: Ein bisschen Spaß muss sein
Ein bisschen gefeiert werden durfte schon. Nach der gelungenen Vorrunde lud der deutsche Handballbund (DHB) am Dienstagabend ins Restaurant. So hatten die Spieler bei der Weltmeisterschaft die Gelegenheit, aus ihrer üblichen Routine auszubrechen. „Nach so ein paar Wochen, in denen wir immer nur zusammen im Hotel waren, ist es schon schön, etwas Abwechslung zu haben”, sagte Kiels Rune Dahmke am Morgen danach.
Gerade im Vergleich zum vergangenen Turnier, als die Spieler aufgrund der Coronalage kaum das Zimmer verlassen konnten, sind die Beschäftigungsmöglichkeiten in Katowice vielfältig – erst recht, weil der jüngste Covid-19-Test bei der gesamten Mannschaft negativ ausfiel.
Da ist die Mini-Tischtennisplatte im Einsatz, wird gemeinsam Karten gespielt oder die Dartscheibe frequentiert. Auch der Stadtspaziergang ist unproblematisch. Auch abendliche Treffen mit der Familie sind kein Tabu. „Es tut uns allen extrem gut, dass die Regularien und Zwänge wegfallen”, berichtet Dahmke, dem ebenso wie dem Rest des Kaders eine gewisse Leichtigkeit anzumerken ist.
Wobei es durchaus nachvollziehbar ist, dass das Team vom sportlichen Aspekt her nach drei Spielen und drei Siegen zufrieden ist. Erst recht, weil beim 37:21-Erfolg gegen Algerien der oft zitierte „zweite Anzug” passte. Weil sich mittlerweile alle Spieler ins Turnier einbringen konnten, weil der gesamte Kader sich gut präsentieren konnte und nicht nur einige wenige Einzelakteure.
„Für mich sind wir alle ein Team. Der eine spielt mal mehr, der andere weniger. Aber wir brauchen alle bei dem engen Rhythmus hier”, sagt Kai Häfner, der beim Vorrundenabschluss beispielsweise das Geschehen von der Bank aus verfolgen konnte. „Es zeichnet uns aus, dass jeder seine Rolle kennt, die voll einnimmt und akzeptiert.” Jeder habe seine Berechtigung, jeder seine speziellen Fähigkeiten.
Im deutschen Team scheint etwas gewachsen zu sein
Dabei ist es schon fast zu schön, wie die einzelnen Spieler wieder und wieder von dem Spaß sprechen, den sie miteinander haben und von der guten Stimmung, die in der Mannschaft herrsche. Doch irgendwie scheint hier wirklich etwas gewachsen zu sein. Ein spezieller Teamgeist, auf dem alles andere aufbaut, ein Gefüge, das ohne große Egos auskommt.
Ohne großen Widerspruch hat Berlins Kapitän Paul Drux seinen manchmal doch unangenehmen Part als Alternativspieler angenommen und steht seinem Zimmerkumpanen Julian Köster – wenn von dem gewünscht – trotzdem mit seiner Erfahrung zur Seite.
Das passt extrem gut zusammen.
Rückraumspieler Philipp Weber zur Stimmung im Team
Derweil hat Djibril M’Bengue lange auf seinen ersten Einsatz warten müssen, bis dahin aber von der Bank aus seine Mannschaft nach vorne getrieben, jedes Tor und jede Parade so bejubelt, als wäre er daran beteiligt gewesen. „Das passt extrem gut zusammen”, berichtet Rückraumspieler Philipp Weber, der den Grund dafür nicht zuletzt in der Chaos-Europameisterschaft vor einem Jahr sieht. „Es klingt vielleicht blöd, aber das Turnier in Bratislava hat dazu beigetragen, dass wir zu diesem Haufen zusammengewachsen sind.”
Dieser neue Zusammenhalt könnte im Turnier noch wichtig werden. Denn individuell kann das deutsche Team sicher nicht mit den Norwegern mithalten und die Niederlande werden mit ihren schnellen, kleinen Rückraumspielern ebenfalls eine Herausforderung. Insofern dämpft Dahmke die allmählich aufkommende Euphorie etwas und warnt vor zu viel Übermut. In der Hauptrunde würden schließlich „andere Kaliber” warten als bisher.
Immerhin einen Vorteil haben die Deutschen: Sie bleiben in Katowice und mussten vor der nächsten Partie gegen Argentinien am Donnerstag (18 Uhr/ARD) keinen Reisetag einlegen. Es bleibt also beim gewohnten Hotel, Trainingsmodalitäten und Spielhalle sind bekannt und vor allem der zeitliche Druck bleibt aus. Da war dann anstelle der Busreise auch ein gemeinsamer Abend im Restaurant möglich.
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