Deutsche Fußballerinnen: Vor dem WM-Start gibt es viele Baustellen

Die blauen Tapes auf dem Oberschenkel von Lena Oberdorf, die Bandagen am Knie von Sjoeke Nüsken und dazu die frustrierte Miene von Maria Hegering, die nur um den Platz von Wyong joggt. Die Defensive bereitet Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor dem WM-Auftaktspiel der deutschen Fußballerinnen gegen Marokko einiges Kopfzerbrechen.

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Nach den zuletzt schwachen Testspiele stellt sich ohnehin die Frage: Gehen die Vize-Europameisterinnen in Topform in die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland? Am Montag startet das DFB-Team gegen Marokko ins Turnier (10.30 Uhr/ZDF) und das mit gleich mehreren Baustellen.

In der Innenverteidigung kann Abwehrchefin Marina Hegering wegen ihrer Fersenprellung weiter nicht trainieren und fällt definitiv aus. Für die Position neben ihrer Wolfsburger Kollegin Kathrin Hendrich wäre eigentlich Sjoeke Nüsken die erste Alternative gewesen. Doch die Frankfurterin, die nach dem Turnier zum FC Chelsea wechselt, hat sich eine Außenbanddehnung im Knie zugezogen – Einsatz ungewiss. Da sich Lena Lattwein eher im Mittelfeld sieht als in der Abwehr, bleiben die Eintracht-Spielerinnen Sara Doorsoun und Sophia Kleinherne als Ersatz.

Marina Hegering fällt gegen Marokko definitiv aus

Auch auf den defensiven Außenbahnen gibt es Problem. Auf links ist zwar wie bei der EM in England die Wolfsburgerin Felicitas Rauch gesetzt. Ihr Backup Carolin Simon hatte sich im letzten Testspiel gegen Sambia allerdings einen Kreuzbandriss zugezogen. Wegen derselben Verletzung fehlt auf der anderen Seite schon lange Giulia Gwinn (beide FC Bayern).

Kleinherne vertrat sie öfter, aber zuletzt funktionierte Voss-Tecklenburg überraschend die erfahrene Svenja Huth zur Rechtsverteidigerin um. Die gilt als „kleiner Wadenbeißer“ (so Rauch), war bisher als Flügelstürmerin aber wichtige Flankengeberin für Alexandra Popp. Grundsätzlich fehlte es den deutschen Spielerinnen zuletzt im Vergleich mit oft meist robusteren Gegnerinnen an Zweikampfhärte und Athletik.

Im defensiven Mittelfeld muss die Bundestrainerin hoffen. Diese Position steht bei den DFB-Frauen für die so wichtige Oberdorf. Nach ihrer Muskelblessur im Oberschenkel absolvierte die 21-Jährige vom VfL Wolfsburg am Samstag immerhin die meisten Übungseinheiten und wird nach DFB-Angaben auch beim Abschlusstraining am Sonntag in Melbourne dabei sein.

Voss-Tecklenburg gibt noch kein grünes Licht für die Partie gegen Marokko, sagte aber der „Süddeutschen Zeitung“: „Für das zweite Gruppenspiel gegen Kolumbien kann ich sagen, dass Obi mit Sicherheit wieder fit ist.“ Oberdorf war bei der EM 2022 in England als beste junge Spielerin ausgezeichnet worden. Vertreten werden könnte sie von Chelsea-Profi Melanie Leupolz, der einzigen Mutter in der DFB-Auswahl, oder Lattwein.

Zuletzt haperte es bei den Deutschen auch vorne

Zuletzt haperte es bei den Deutschen allerdings auch vorne. Bei den enttäuschenden Testspielen gegen Vietnam (2:1) und Sambia (2:3) war die Chancenverwertung ein großes Manko. Gefragt nach der größten Baustelle im Team meinte Alexandra Popp dieser Tage: „Gefühlt würde ich fast sagen: im Torabschluss“. Dabei musste sie lachen.

Die Bundesliga-Torschützenköngin, mit sechs Treffern der große EM-Star im vergangenen Jahr, meinte damit natürlich auch sich selbst. Nur ein Länderspieltor gelang der 32-Jährigen in diesem Jahr. Was ihrer Ansicht auch daran liegt, dass sie in Wolfsburg oft weiter hinten agiert. Das Manko ist aber auch bei Klara Bühl oder Jule Brand und den Mittelfeldspielerinnen Lina Magull und Sara Däbbritz zu erkennen.

Insgesamt wirkt es so, als wäre das deutsche Team für diese WM noch nicht bereit. Aber auch vor der Europameisterschaft im vergangenen Jahr gab es einige Fragezeichen in der Vorbereitung und dann zum Start ein rauschhaftes 4:0 gegen Dänemark. Vielleicht erinnern sich die deutschen Spielerinnen daran ja noch einmal, an der klaren Favoritenstellung gegen die Marokkanerinnen gibt es ohnehin nichts zu rütteln.