Der König und das Schlitzohr

Ihre erste, beinahe märchenhaft anmutende Begegnung findet auf einem Rummelplatz statt, vor einem Karussell. Dort trifft Colonel Tom Parker, ein bulliger Mann mit Cowboyhut, den jungen, sehr schmalzhaarigen Elvis Presley. Bald darauf sagt er: „Ich möchte Ihr Manager werden.“ So beginnt in dem von Baz Luhrmann inszenierten Filmdrama „Elvis“ eine Weltkarriere – und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Denn der von Tom Hanks gespielte Impresario stellt durchaus zutreffend fest: „So einige sehen mich wohl als Bösen in dieser Geschichte.“

Drehpause wegen Corona-Infektion

Es gab schon ein halbes Dutzend Biopics über den Rock’n’Roll-König, sie hießen „Heartbreak Hotel“, „Protecting the King“ oder „Elvis & Nixon“. Aber so ambitioniert wie das Porträt des australischen Regisseurs Luhrmann, der sich nach seiner Romanverfilmung „The Great Gatsby“ (2013) jahrelang diesem Projekt widmete, war noch keins. Die Dreharbeiten hatten im Januar 2020 in Australien begonnen, mussten aber für ein halbes Jahr unterbrochen werden, nachdem sich Tom Hanks und seine Frau Rita Wilson mit dem Corona-Virus infizierten.

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Hauptdarsteller Austin Butler, der sich im Wettkampf um die Hauptrolle uner anderem gegen Harry Styles und Aaron Taylor-Johnson durchsetzte, mag Presley nicht sonderlich ähneln. Aber im ersten Trailer des Films, der nun veröffentlicht wurde, erweist er sich als König des Hüftwackelns und Beineschlotterns. Als er aufgefordert wird, endlich einmal stillzustehen, entgegnet er: „Ich muss mich bewegen, wenn ich singe.“

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Auf der Bühne wirkte Elvis wild und gefährlich, seine ruckartigen Beckenbewegungen galten als jugendgefährdend. Domestiziert wurde er von seinem Manager Colonel Parker, einem Hochstapler, der zu verschleiern versuchte, dass er seine Laufbahn als Marktschreier in den Niederlanden begonnen hatte. Parker sicherte sich vertraglich 25, später 50 Prozent von den Netto-Einnahmen des Sängers.

Hochstapler und Ausbeuter

Seine Raffgier gilt als eine Ursache für den frühen Tod Presleys, der 1977 unmittelbar vor einer geplanten Welttournee mit 42 Jahren gestorben war. Ob Tom Hanks, ansonsten auf der Leinwand ein zuverlässiger Sympathieträger, diesen Ausbeuter in seiner ganzen Schlitzohrigkeit darzustellen vermag? Das wird sich zeigen, wenn „Elvis“ am 23. Juni in die Kinos kommt.