David Raum greift in der Nationalmannschaft an
Man tritt David Raum vermutlich nicht zu nahe, wenn man ihm eine gewisse Affinität zu Tätowierungen unterstellt. Sein rechter Arm ist vollverziert, auch auf dem Oberschenkel finden sich Tattoos, und hinter sein linkes Ohr hat er sich einen kleinen Blitz stechen lassen. Das passt ganz gut.
David Raum ist gerade dabei, sich in Rekordgeschwindigkeit einen Namen im deutschen Fußball zu machen. Vor einem Jahr noch war er ein nahezu unbekannter Zweitligafußballer der Spielvereinigung Greuther Fürth. Seitdem hat er mit seinem Klub den Aufstieg in die Bundesliga geschafft, mit der U 21 den EM-Titel gewonnen, für Deutschland bei Olympia gespielt und sich nach seinem Wechsel zur TSG Hoffenheim auf Anhieb einen Stammplatz erkämpft. Und Nationalspieler ist er auch noch geworden.
Hansi Flick, der neue Bundestrainer, hat Raum, 23, gleich bei erster Gelegenheit in seinen Kader berufen, und beim 6:0 gegen Armenien ist er in der Schlussphase bereits zu einem achtminütigen Kurzeinsatz für die Nationalmannschaft gekommen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es schon so früh kommt“, hat Raum selbst gesagt.
Wie Florian Wirtz, Karim Adeyemi und Nico Schlotterbeck zählt auch er zur Next Generation, die frisch aus der U 21 zur Nationalmannschaft gestoßen ist. Adeyemi und vor allem der unglaublich talentierte Wirtz sind in der öffentlichen Wahrnehmung schon einen Schritt voraus. Aber David Raum könnte bereits am Freitag, im WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien, einiges an Boden gut machen.
Robin Gosens hat sich in der Champions League für Bergamo verletzt
Der Linksverteidiger hat gute Chancen, erstmals von Anfang an für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Nachdem sich Robin Gosens vor einer Woche im Champions-League-Spiel seines Klubs Atalanta Bergamo verletzt hat, ist Raum der letzte verbliebene Spezialist für die Position links in der Viererkette. Raum hat ihm gleich seine Genesungswünsche übermittelt. „Ich habe mit ihm gelitten“, sagt er. „Robin ist ein guter Typ.“
David Raum hat schon im Training gemerkt, dass das Niveau bei der Nationalmannschaft „ein paar Stufen besser“ ist; übermäßige Ehrfurcht aber ist ihm nicht eigen. In Hoffenheim jedenfalls hat er nicht lange gebraucht, um sich zu akklimatisieren. Seit seinem Wechsel in diesem Sommer hat er in allen acht Pflichtspielen in der Startelf gestanden. Vorige Saison, noch in Fürth, war er mit 15 Assists der beste Vorlagengeber der Zweiten Liga. „Ich komme aus der Offensive“, sagt Raum. „Dadurch habe ich immer noch den Drang, nach vorne zu gehen, auch als Linksverteidiger.“
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Das ist durchaus eine Parallele zu Robin Gosens, den Raum nun ersetzen könnte. Auch Gosens ist für seinen ausgeprägten Offensivdrang bekannt. Bei der EM im Sommer war er eher als Flügelstürmer unterwegs denn als Linksverteidiger und damit einer der Lichtblicke in der insgesamt enttäuschenden deutschen Mannschaft. Auch Bundestrainer Hansi Flick ist generell ein Verfechter des offensiven Fußballs.
Rechts in der Viererkette hat er im September Jonas Hofmann aufgeboten, der bei seinem Verein Borussia Mönchengladbach, in der Regel im offensiven Mittelfeld unterwegs ist. Auf der linken Seite aber entschied er sich eher für die vorsichtige Variante. In den letzten beiden der drei Spiele stand nicht etwa Robin Gosens in der Startelf oder David Raum, sondern Thilo Kehrer. Ein gelernter Innenverteidiger.