Rheinmetall-Sponsoring für BVB: Habeck hält das für „ungewöhnlich“ – doch es zeige die Zeitenwende
Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist der Sponsoring-Deal des Rüstungskonzerns Rheinmetall mit dem Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund Ausdruck einer neuen Lage. „Dass Rheinmetall jetzt einen Fußballverein sponsert, ist in der Tat erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch in Berlin.
Man sei in ständigem Kontakt mit Rheinmetall, damit das Unternehmen noch mehr Munition zur Unterstützung der Ukraine produziere, sagte der auch für Rüstungsexporte zuständige Minister. „Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind.“
Deswegen sei „die ja eingeübte und auch so verständliche Zurückhaltung“ im öffentlichen Umgang mit der Rüstungsbranche nicht mehr haltbar und richtig, sagte Habeck. „Insofern spiegelt dieses Sponsorship sicherlich auch ein Stück weit die Realität der Zeitenwende wider.“
Linke kritisieren BVB-Deal mit Rheinmetall
Für heftige Kritik hat der Deal seitens der Linken in Nordrhein-Westfalen gesorgt. „Sport soll die Völker und Menschen verbinden. Ein Werbevertrag mit einem Unternehmen, das für schlimmste Verkrüppelungen, Leid und Tod durch die Waffenproduktion mitverantwortlich ist, darf keine Vorbildwirkung in der Sporterziehung bekommen“, sagte Landessprecher Sascha H. Wagner. Die Verbindung sei „ein böses Foulspiel“, sagte Wagner: „Der Rüstungskonzern lebt von dem Geschäft mit dem Tod.“
Man fordere deshalb den Verein auf, „in Anbetracht der derzeitigen kriegerischen Eskalationen, diesen unmoralischen Deal rückgängig zu machen“. Der BVB und Rheinmetall hatten am Mittwoch die Zusammenarbeit in den kommenden drei Jahren öffentlich gemacht.
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hat zurückhaltend auf die Werbepartnerschaft von Rheinmetall und BVB reagiert. „Es ist sicher so, dass sich die öffentliche Wahrnehmung des Konzerns in den vergangenen rund zwei Jahren verändert hat – auch bei mir persönlich“, sagte Neubaur dem SPIEGEL. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei klar, dass Unternehmen wie Rheinmetall gebraucht würden. „Und trotzdem ist die Rüstungsindustrie keine Branche wie jede andere. Ich kann deshalb nachvollziehen, dass viele Fans das Sponsoring mit gemischten Gefühlen betrachten“, so Neubaur.
Die drei Jahre laufende Partnerschaft zwischen Rheinmetall und dem BVB umfasst nach Angaben beider Seiten die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände. Über das finanzielle Volumen sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte ein Rheinmetall-Sprecher. Laut „Handelsblatt“ geht es um einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr. (dpa)