Zwischenfazit der DEL-Saison: Die Eisbären überragen in allen Bereichen
Aus Gewohnheit bieten die ersten Tage des Novembers in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Chance des kurzen Innehaltens. Zumindest für die Spieler, die nicht für die Nationalmannschaft beim Deutschland-Cup zwischen Mittwoch und Sonntag im Einsatz sind. Von den Eisbären reisen Tobias Eder, Manuel Wiederer und Leo Pföderl nach Landshut.
Die Energiereserven aufzuladen und kleine Verletzungen auszukurieren, ist das eine. Für die Vereine geht es auch darum, den eingeschlagenen Weg zu hinterfragen. Für die Eisbären fällt dieses Zwischenfazit sehr positiv aus. Das 4:1 bei Vizemeister ERC Ingolstadt am Sonntagnachmittag untermauerte einmal mehr die spielerische Reife des Kaders. Nach einem zwischenzeitlichen 1:1 drehte die Mannschaft im Schlussdrittel auf und ließ kaum Zweifel am sechsten Auswärtssieg in Serie aufkommen.
Mit 39 Zählern nach 18 Spielen sind die Eisbären das einzige Team in der DEL, das im Durchschnitt mehr als zwei Punkte pro Spiel eingefahren hat. Im vergangenen Jahr hatten die Eisbären 18 Punkte weniger vorzuweisen, das Team rangierte auf Platz 13 der Tabelle, also mittendrin im Abstiegskampf.
Ganz entscheidend für den Berliner Fortschritt ist die Qualität auf der Torhüterposition. Jonas Stettmer, 22, bekam bei seinem ehemaligen Arbeitgeber zum dritten Mal in dieser Saison die Chance, sein Können unter Beweis zu stellen. Wie schon in Frankfurt (2:5), zu Hausen gegen Straubing (3:2 nach Verlängerung) verließ der hoch veranlagte Keeper mit den Kollegen das Eis als Sieger.
Jake Hildebrand ist aktuell der beste Torwart der Liga
„Ich bin komplett glücklich mit meiner Leistung“, sagte er. „Wir haben einen exzellenten Job in Unterzahl gemacht, wirklich sehr stark.“ Wegen einer Spieldauerstrafe gegen Zach Boychuk mussten die Berliner fünf Minuten mit einem Mann weniger auf dem Eis spielen.
Jake Hildebrand hat ohnehin längst gezeigt, dass er die erhoffte Verstärkung als Stammkeeper ist. Mit einer Fangquote von 93,5 Prozent, einem Gegentorschnitt von 1,8 und drei Shutouts ist er in allen Statistiken führend. Das 0:1 nach Penaltyschießen gegen die Kölner Haie ging ebenfalls in diese Wertung ein. 37 Gegentreffer nach 18 Spielen sind ebenfalls Bestwert in der Liga. Letzte Saison hatten die gegnerischen Teams 61-mal den Puck im Berliner Tor untergebracht.
Das hängt wesentlich damit zusammen, wie da gesamte Team defensiv agiert. Von Stürmern wie Alexandre Grenier oder Giovanni Fiore hatten sich die Eisbären im Sommer gerade deshalb getrennt, weil sie ihren Job ausschließlich offensiv interpretierten und ihre Kollegen phasenweise komplett im Stich gelassen hatten.
Marcel Noebels erzielte 400. Punkt in der DEL
Zudem funktioniert die Abstimmung in der Abwehr. Kai Wissmann und Jonas Müller sind das beste Verteidigerpaar in der Liga, was die Plus-Minus-Statistik angeht. Ben Finkelstein und Julian Melchiori ergänzen sich. Morgan Ellis ist offenbar der passende Mentor für den aufstrebenden Korbinian Geibel. Eric Mik durfte als Allrounder glänzen und selbst Marco Nowak bekam wieder seine Chance.
73 Tore zeugen zudem von der offensiven Qualität dieser Mannschaft. Marcel Noebels, der am Sonntag seinen 400. DEL-Punkt erzielte, geht mit 22 Zählern in der Scorerwertung einmal mehr voran. Das Trio mit Zach Boychuk und Pföderl ist berühmt-berüchtigt für seine Qualitäten.
Aber wie schon in den Spielzeiten 2021 und 2022, die mit der Meisterschaft endeten, trumpfen die Berliner in der Breite auf. Frederik Tiffels etwa brilliert als Vorlagengeber in der Hochgeschwindigkeitsreihe mit Blaine Byron und Eder. Ty Ronning, der aktuell verletzt ausfällt, steht hier in nichts nach.
Und gerade die Mischung aus Erfahrung und Beschützermentalität (Patrice Cormier, Yannick Veilleux) und jugendlicher Energie (Maximilian Heim, Eric Hördler) geben allen Reihen ein stabiles Fundament. Zu diesem zählt auch Wiederer, der meist unauffällig agiert, aber kaum zu ersetzen ist. Und das nicht nur wegen seines Treffers zum 4:1 in Ingolstadt.