Crooner-Album von Gaz Coombes : Sag nicht, dass es vorbei ist

In der Rückschau wird die letzte große Blütezeit britischer Gitarrenpopmusik gern auf ein Duell zweier Bands reduziert: Oasis versus Blur. Die Erinnerung an viele andere Gruppen, die zum kreativen Höhenflug des Britpop beitrugen, ist ein Vierteljahrhundert danach verblasst. Dazu zählen Supergrass aus Oxford, die es mit frenetischen Dreiminutenhymnen wie „Alright“ zumindest zu nationalem Ruhm brachten.

Ihr erstes Studioalbum „I Should Coco“ war 1995 das erfolgreichste Debüt auf dem traditionsreichen Label Parlaphone seit „Please Please Me“ von den Beatles. Ihre nächsten vier Alben bis zu „Road to Rouen“ landeten allesamt in den Top Ten der britischen Charts. Bei der Arbeit an dem unvollendet gebliebenen Abschiedswerk „Release the Drones“ überwarfen sich die Musiker und gingen 2010 auseinander.

„Turn The Car Around“ heißt das Soloalbum, das der Supergrass-Sänger Gaz Coombes gerade veröffentlicht hat und, so wie es der Titel suggeriert, in Nostalgie und Wehmut schwelgt. „So much changed, so little fixed“, bilanziert Coombes mit schmachtender Crooner-Stimme im Titelstück zu glitzernden Synthesizerfanfaren, einer hallend aufheulenden E-Gitarre und einem Glockenspiel.

So viel hat sich verändert, so wenig bleibt bestehen. Den euphorischen Powerpop von Supergrass, bei denen sein älterer Brüder Rob Coombes Keyboard spielte und Schulfreund Danny Goffey trommelte, hat der Songwriter hinter sich gelassen.

Die Stimmung wechselt ins Balladeske, hin zu orchestralen Arrangements, wie sie zuletzt noch etwas pompöser bei Alex Turner und seiner Band Arctic Monkeys auf deren im Pathos der Walker Brothers geradezu badenden Platte „The Car“ zu hören waren.

Im Auftaktsong „Overnight Trains“ werden karge Klavierakkorde von engelhaften Chören begleitet. „Feel Loop (Lizard Dream)“ mischt Electrobeats mit Glamrockgitarren, bei „Don’t Say It‘s Over“ beschwört Coombes mit Soul-Inbrunst und Falsettstimme eine Liebe, die nicht enden darf.

Sein viertes und bislang bestes Soloalbum hat der Sänger in seinem Gartenhaus-Studio in Oxfordshire aufgenommen, unterstützt von seiner Live-Band und seinem Vokaltrio „The Roxys“. So hießen früher Lichtspielhäuser, und herzergreifender als in diesen Chanson-Melodramen klang Pop lange nicht.

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