Bayreuth ersetzt den erkrankten “Ring”-Dirigenten Inkinen auch bei den Aufführungen
Erst wurde er nur bei den Proben ersetzt, jetzt wird es auch bei den Aufführungen nicht: Der finnische Dirigent Pietari Inkinen ist so heftig erkrankt, dass er die musikalische Leitung des “Ring der Nibelungen” nun vollständig an seinen Kollegen Cornelius Meister abgibt.
Die Wagner-Fangemeinde wartet schon seit Jahren gespannt auf den neuen “Ring”-Zyklus auf dem Grünen Hügel. Nach Verschiebungen wegen der Corona-Pandemie ist es nun in diesem Sommer endlich soweit – eigentlich. Erneut stört Corona die Festspielsaison. Festspielsprecher Hubertus Herrmann teilte am am Freitag nun mit: „Eine schwerwiegende Corona-Erkrankung macht seine Teilnahme bei den wichtigen Bühnenproben mit Orchester unmöglich.“
Die Festspielleitung bedauere dies außerordentlich. Inkinen wird nicht dirigieren können – am 31. Juli steht mit der “Rheingold”-Premiere der Beginn des Zyklus’ an.
Immerhin: Ersatz ist schon da auf dem Grünen Hügel zu Bayreuth. Cornelius Meister, Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, war eigentlich für die Eröffnungspremiere „Tristan und Isolde“ am 25. Juli gebucht. Nun wird er unverhofft zum „Ring“-Dirigenten. Die Proben hatte er schon in den vergangenen Tagen übernommen, nachdem die Erkrankung seines Kollegen bekannt geworden war. „Wir sind Cornelius Meister überaus dankbar, das Dirigat der Neuproduktion „Der Ring des Nibelungen“ zu übernehmen“, schreibt die Festivalleitung.
Um sich voll auf den insgesamt rund 16-stündigen „Ring“ mit seinen vier Abenden konzentrieren zu können, gibt der 42-Jährige wiederum die musikalische Leitung der Eröffnungspremiere mit „Tristan und Isolde“ ab.
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Markus Poschner, Chef des Bruckner-Orchesters Linz, wird übernehmen und die Festspiele am 25. Juli eröffnen. Die frühere Kanzlerin Angela Merkel, bekennender Fan der Musik Richard Wagners (1813-1883), wird wieder erwartet, der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz kommt dagegen nicht.
Auf „Das Rheingold“ folgen bis zum 5. August „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. Regie führt Valentin Schwarz.
Die Rochade mitten in der Endphase der Proben ist durchaus heikel. Zumal das Festspiel-Programm in diesem Sommer besonders ambitioniert ist. Nicht nur der „Ring“ wird neu produziert, auch „Tristan und Isolde“ ist eine Neu-Produktion. Insgesamt fünf neue Inszenierungen, das ist ein Novum in Bayreuth.
Mit Maskenpflicht und Tests will man weiteren Ansteckungen in Bayreuth vorbeugen.
Geschuldet ist auch dies – Corona. Denn: „Im Falle eines Infektionsgeschehens soll der Spielbetrieb dennoch aufrechterhalten werden“, hieß es bei der Vorstellung des Spielplans Ende Februar. Bei „Tristan“ könnte der Chor eingespielt werden, müsste also nicht auf der Bühne stehen. Auch unter den Chor-Mitgliedern häuften sich zuletzt die Corona-Fälle.
Es gibt also viele Unbekannte in Bayreuth, das letztes Jahr noch unter Pandemie-Bedingungen stattfand – zumal es noch weitere Infektionsfälle unter den Mitwirkenden gibt. Mit Maskenpflicht und Testangeboten will man weitere Ansteckungen möglichst verhindern.
Im Fokus dürfte jetzt besonders die Gesundheit von Stephen Gould stehen – dem Marathon-Mann der diesjährigen Festspiele. Er singt sowohl die „Tristan“-Titelpartie als auch den „Tannhäuser“ – und übernimmt die Rolle des Siegfried in „Götterdämmerung“. Abgesagt hatte bisher im Juni der schwedische Sänger John Lundgren, für seine Auftritte im “Fliegenden Holländer” und als Wotan im “Ring”. Gründe dafür wurden nicht bekannt. (dpa/Tsp)