Aus der Weserstraße zu H&M : Wird die Berliner Anti-Mode jetzt Mainstream?
Das Klischee, Berliner seien verglichen mit anderen Großstädtern, etwa aus London, New York oder Paris, nicht besonders modisch, ist ähnlicher Unfug wie der pauschale Spruch „arm, aber sexy“.
Mode ist nicht gleich modisch
Denn Mode ist per definitionem immer mehr als das, was gemeinhin als modisch verstanden wird. Sie kann auch da entstehen, wo sie explizit verneint wird. Anders ausgedrückt: Eine konsequente Verweigerung von Mode kann selbst zur Mode werden. Was nicht zuletzt die Kollektion des belgischen Modedesigners Glenn Martens für den schwedischen Fast-Fashion-Konzern H&M beweist, die ab Oktober in ausgewählten Filialen hängen wird.
© PR H&M

© Oliver Hadlee Pearch
Im Gegensatz zu Margiela nähert sich Martens dem Thema spielerisch. Seine Entwürfe sind Spiegel der Gesellschaft sowie Angebot: Was der Träger damit macht, bleibt ihm selbst überlassen. Populär machte er dieses Prinzip durch seine langjährige Arbeit für das Label Y/Project.

© Maison Margiela
Seine erste Couture-Kollektion für Margiela gerierte sich verglichen damit viel ernster. Wie schon Martin Margiela in den 80ern es gerne tat, verhüllte auch Martens hier die Gesichter seiner Models. Verlangen soll nicht durch schön anzusehende Menschen beziehungsweise die kapitalistische Lüge „Wenn du das trägst, dann siehst du auch so aus“ entstehen, sondern wegen des Textils als Kunstform selbst.
Ähnliches passierte in der jüngsten Prêt-à-porter-Präsentation für das Haus vor gut einem Monat. Hier waren die Gesichter zwar zu sehen, aber durch Mundstücke zu Fratzen verzerrt. Der Witz: Es handelte sich dabei um das Logo des Labels, das deswegen ikonisch ist, weil es nur aus den vier Nähten besteht, mit denen gewöhnlich ein Logo an das Kleidungsstück angebracht ist.
Der prominente Wochenrückblick War Karl Lagerfeld am Ende doch nur Eurotrash? Mode-Inspiration für den Herbst Was Berliner von den Promis lernen können – und was nicht
Die wurde vergangene Woche in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. Lustigerweise war es auf der gut besuchten Party bei vielen Besuchern nicht auszumachen, ob sie einfach ihrem persönlichen (Berliner) Stil treu geblieben sind oder ob sie bereits Teile aus jener Kollektion tragen durften.