Alba Berlin erreicht fünftes Pokalfinale in Folge

Jaleen Smith schaute seinem Wurf hinterher und tänzelte im Rückwärtslaufen zurück in die eigene Hälfte. Es waren zwar noch fünf Minuten zu spielen im Halbfinale des deutschen Basketball-Pokals, doch langsam aber sicher lösten sich auch die letzten Zweifel in Luft auf. Alba Berlin besiegte die Niners Chemnitz am Samstagabend in eigener Halle 91:81 (23:31, 18:8, 28:19, 22:23) und trifft im Endspiel am Sonntag (15 Uhr, Magentasport) an selber Stelle auf die Merlins Crailsheim, die sich im ersten Halbfinale am Nachmittag gegen Braunschweig durchgesetzt hatten. „Wir haben gerade gegen Crailsheim gespielt. Das ist eine sehr gute Mannschaft und wir freuen uns auf das Finale“, sagte Malte Delow.

Damit haben die Berliner seit der Ankunft von Aito Garcia Reneses im Sommer 2017 jedes der neun nationalen Endspiele erreicht. Sein langjähriger Assistent und Nachfolger Israel Gonzalez hat am Sonntag die Chance auf den ersten Titel als Headcoach.

Bei Alba gab es vor dem Spiel leichte Entwarnung. Die schlimmsten Befürchtungen, also ein gleichzeitiger Ausfall von Ben Lammers, Yovel Zoosman, Louis Olinde und Marcus Eriksson, bewahrheiteten sich nicht. Zumindest Lammers schaffte es in den Kader und stand gleich in der Starting Five. Dem Center waren die muskulären Probleme, die ihn in den vergangenen Tagen geplagt hatten, nicht anzusehen und so legte er mit vier Punkten, zwei Rebounds und einem Block in wenigen Minuten stark los.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

In der Anfangsphase bot sich den Zuschauern ein äußerst kurzweiliges Spiel mit vielen Punkten und hohem Tempo. Beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Schlagabtausch und niemand konnte sich absetzen. Während bei Chemnitz besonders Isiaha Mike und Darion Atkins für offensive Akzente sorgten, spielte sich bei den Berlinern der erst 20 Jahre alte Malte Delow in den Vordergrund und punktete mit seiner ganzen Unbekümmertheit.

In den letzten Minuten des ersten Viertels verlor Alba allerdings den Faden. Chemnitz verteidigte exzellent und zwang den Favoriten zu vielen schlechten Würfen. Auf der anderen Seite agierten die Gäste sehr konzentriert und trafen ihre Dreier hochprozentig. So erarbeiteten sie sich einen Vorsprung, der im zweiten Viertel auf zehn Punkte anwuchs. Israel Gonzalez reagierte mit einer Auszeit und diese Maßnahme des spanischen Trainers fruchtete.

Alba arbeitete sich nun zurück ins Spiel, verteidigte intensiver und zwang Chemnitz dadurch zu Ballverlusten. Trotz schwacher Dreierquote verkürzten die Berliner den Rückstand so zusehends und Mitte des zweiten Viertels hatten sie endgültig ihren Rhythmus gefunden. In knapp drei Minuten legten sie einen 11:0-Lauf hin und drehten das Spiel. Chemnitz versuchte es mit zwei Auszeiten, taumelte allerdings und war nach nur acht Punkten im Viertel sichtlich froh über die Halbzeit. „Wir mussten nach dem ersten Viertel defensiv eine Schippe drauflegen und haben es geschafft, ihren Rhythmus zu brechen“, sagte Delow.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen:leute.tagesspiegel.de]

Nach der Pause fanden die Gäste, die mit nur zehn Spielern angereist waren, wieder etwas besser ins Spiel, Alba blieb aber klar tonangebend. Maodo Lo, der den Abend mit einigen Fehlwürfen begonnen hatte, legte einen Gang zu und Jaleen Smith (beide 19 Punkte) zeigte ebenfalls eine gute Leistung. Nach einem Dreier von Johannes Thiemann betrug der Berliner Vorsprung erstmals mehr als zehn Punkte und Albas Fanblock sang sich schon mal in Finalstimmung. Nach fast zwei Jahren der Pandemie mit weitgehend leeren Hallen sorgten auch 4000 Zuschauer bereits für eine absolut würdige Atmosphäre.

Großen Anteil daran hatten auch die mitgereisten Fans aus Chemnitz, die wie ihre Mannschaft nie aufgaben. Den Männern auf dem Parkett war jedoch langsam der Kräfteverschleiß anzusehen. Zumal sie zunehmend Foulprobleme bekamen. In den Schlussabschnitt ging es mit elf Punkten Vorsprung für die Berliner, doch mit viel Einsatz kämpfte sich Chemnitz Stück für Stück näher heran. Alba fand allerdings stets die richtige Antwort und so geriet der Sieg der Gastgeber nicht mehr ernsthaft in Gefahr.