Das ist der Mann, der an Baerbocks Buch mitschrieb
Er habe „Dinge aus mir herausgekitzelt, die mir dadurch erst bewusst wurden“, schreibt Annalena Baerbock im Nachwort ihres jetzt so unrühmlich in die Schlagzeilen geratenen Buches „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Baerbock meint damit ihren Ko-Autor, den Journalisten und Schriftsteller Michael Ebmeyer.
Dieser hat die Kanzlerkandidatin der Grünen zu ihrer privaten Biografie befragt und ist für jene Passagen von Baerbocks Buch zuständig, die von den Plagiatsvorwürfen nicht betroffen sind.
Trotzdem fällt jetzt häufig sein Name im Zusammenhang mit dieser Affäre.
Das dürfte ihm als Ko-Autor durchaus ein Ärgernis sein. Und wirft auch die Frage auf, welche Passagen ihres Buches die Politikerin überhaupt selbst geschrieben und was für andere Zuträger und Zuträgerinnen von Material sie beispielsweise aus dem Verlag gehabt hat.
Ebmeyer debütierte 2001 mit “Henry Silber geht zu Ende”
Von der Seite des Ullstein Verlags heißt es lediglich, Ebmeyer habe Ende 2020 und Anfang dieses Jahres „ausführliche Interviews mit Annalena Baerbock geführt. Auf der Grundlage der transkribierten Gespräche hat Frau Baerbock das Buch verfasst.”
Doch wer ist der Schriftsteller Michael Ebmeyer? Momentan ist zu lesen, dass er auch an einem Buch von Außenminister Heiko Maas und einem des Wirtschaftswissenschaftlers Stephan A. Jansen mitgeschrieben habe. Dabei debütierte der 1973 in Bonn geborene und in Berlin lebende Schriftsteller schon 2001 mit einem Band satirischer, mitunter absurder Geschichten, „Henry Silber geht zu Ende“.
Mit Tilman Rammstedt und Florian Werner spielte er seinerzeit in der Band Fön, die sich mit ihrer Mischung aus Pop, Chanson und Jazz als „Weltschmerz-Combo“ bezeichnete. Und er veröffentlichte mit „Plüsch“ und „Achter, Achter“ erste Romane, ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch.
Sein letzter Roman liegt ein Jahrzehnt zurück
Danach wechselte Ebmeyer zum Schweizer Verlag Kein & Aber. Hier erschien 2009 sein Roman „Der Neuling“ über einen schüchternen Stuttgarter Versandhauslogistiker, den es nach Sibirien verschlägt und der sich hier in eine geheimnisvolle Sängerin aus dem Volk der Schoren verliebt. Ein Jahr später folgte der vor allem in Argentinien angesiedelte Roman „Landzungen“.
Darin erzählt Ebmeyer die Geschichte einer Familie über drei Generationen, ausgehend von der jungen Friederike Soltau, die 1869 in Bremerhaven ein Auswandererschiff nach Argentinien besteigt; 100 Jahre später folgt ihr ein weiterer Soltau, Udo, dessen Sohn Marco wieder Jahrzehnte später gleichfalls ins argentinische Wurzelwerk gerät und eine, Familiengeheimnis auf der Spur ist.
Es ist einerseits ein vielseitiges, durchaus interessantes literarische Werk, an dem Ebmeyer bislang gearbeitet hat, auch ein Sachbuch über Katalonien gehört dazu.
Andererseits liegt die Veröffentlichung von „Landzungen“ über ein Jahrzehnt zurück. Das wird nicht zuletzt im Verein mit Ebmeyers sicher lukrativer Tätigkeit als Ko-Autor ein Hinweis darauf sein, wie schwer es als freier Schriftsteller ist, ein Auskommen zu haben.