Millionenbaustelle Hohenzollerngruft im Berliner Dom: Die Auswicklung des Großen Kurfürsten
Wenn Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, genannt „der Große“, dieses raumfüllende Geraschel noch hören könnte. Doch die Gebeine des glaubenstoleranten Großen Kurfürsten, der dem vom Dreißigjährigen Krieg verheerten Brandenburg-Preußen mit der Aufnahme von 20.000 Hugenotten einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung sondergleichen bescherte, bleichen seit 1688 in der Grablege der Hohenzollern unter dem Berliner Dom.

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Dort machen sich am Mittwochvormittag vier Menschen mit weißen Handschuhen an dem gut eingewickelten Marmorsarkophag des Großen Kurfürsten zu schaffen. Das zehn Tonnen schwere Trumm hat er 1878 bezogen, nachdem sein barocker Prunksarg aus Holz, der jetzt eine Etage höher in der Predigtkirche steht, erste Ermüdungserscheinungen aufwies.
Ein Schnitt mit dem Messer durch die Klebefolie und die knisternden Papierlagen heben sich. Darunter wird ein sachlicher Koloss aus grauem Marmor sichtbar, den vorne die schlichte goldene Inschrift „Kurfürst Friedrich Wilhelm, der Große“ samt dem Sterbejahr ziert. Restaurator Thomas Lucker, Dombaumeisterin Sonja Tubbesing, Dompredigerin Christiane Münker und Birgit Walter, die die zukünftige Ausstellung der Hohenzollerngruft kuratiert, wachen bei dem Besichtigungstermin darüber, dass die Pressevertreter keinen Unsinn machen.

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Die Hohenzollerngruft gehört als größte und wichtigste dynastische Grablege Deutschland zu Europas bedeutenden Grüften, vergleichbar mit der Kapuzinergruft der Habsburger in Wien und der Grablege der spanischen Könige im Escorial von Madrid. Nur legten die protestantischen Hohenzollern, die mit Wilhelm II. den letzten deutschen Kaiser stellten und sich unlängst einen langwierigen Entschädigungsprozess mit dem Land Brandenburg lieferten, über die Jahrhunderte weniger Wert auf einen ordentlichen Zustand der Familiengebeine als katholische Königshäuser. Das merkt Birgit Walter an: „Die Dynastie hatte weniger den Anspruch, ihre Legitimation über die Herrschergrablege zu untermauern“.
1945 krachte die Domkuppel in die Gruft
Schon bevor Bomben des Zweiten Weltkriegs 1945 die Domkuppel in Brand setzen und deren Überreste durch den Domboden bis in die Gruft krachten, was Ecken am Marmorsarg des Großen Kurfürsten abplatzen ließ und weniger robuste Särge ganz zerstörte, lagen bei Hohenzollerns über die Jahrhunderte manchmal Knochen und Grabbeigaben keuz und quer.

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In solche Details wird zukünftig ein Vermittlungsraum zur Gruft und zur historischen Trauerkultur einführen. Er gehört mitsamt neuer Klima- und Belüftungstechnik und einem lasergestützten „Sargsicherungssystem“ zu den baulichen Neuerungen. Letzteres soll Besucher ohne schrilles Piepsen, das die Pietät des musealen Ortes, der eigentlich ein Friedhof ist, stören würde, davon abhalten, die teils mit Stoffen bezogenen Särge zu berühren. Wenn eine rote Lichtschranke aufflammt, heißt es: Zurücktreten bitte!.