Neue Findungskommission für die Documenta: Sie sollen im Sturm die Wogen glätten

Die Documenta 16 rückt in erreichbare Nähe. Nachdem sich die Trägergesellschaft, die Documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Anfang Mai mit seinen Aufsichtsgremien auf eine neue Organisationsstruktur geeinigt hat, konnte nun innerhalb relativ kurzer Zeit eine sechsköpfige Berufungskommission für die künstlerische Leitung gewonnen werden. Das ursprünglich berufene Gremium war Ende 2023 nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen eines seiner Mitglieder unter Protest geschlossen zurückgetreten.

Für die gebeutelte Documenta ist diese Nachricht ein Hoffnungsschimmer, nachdem die jüngste Ausstellung durch Auseinandersetzungen um einzelne Werke mit antisemitischen Motiven in eine schwere Krise geraten war. Vorsichtige Erleichterung drückt sich auch in der Kommentierung von Documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann aus: „Damit ist der Grundstein dafür gelegt, dass die internationale Kunstwelt wieder gewohnter und willkommener Gast in Kassel sein wird.“

Die Auswahl der Kommissionsmitglieder demonstriert Internationalität und Diversität. Den schwierigen Job haben übernommen: der Direktor des Kölner Museums, Ludwig Yilmaz Dziewior; der Gründer des Center for Contemporary Art in Tel Aviv, Sergio Edelztein; die Kuratorin und langjährige Redaktionsleiterin der in Paris ansässigen Zeitschrift „Revue Noire“, N’Goné Fall; die Leiterin des Jim Thompson Art Centers in Bangkok, Gridthiya Gaweewong, die mit Rirkrit Titravinja die jüngste Thailand Biennale leitete; die Direktorin des Mori Art Museum, Mami Kataoka; und die scheidende Rektorin der Frankfurter Städelschule, Yasmil Raymond.

Das Gremium soll möglichst bis Jahresende eine künstlerische Leitung finden, damit die nächste Documenta im gewohnten Fünf-Jahres-Turnus dann 2027 stattfinden kann. Keine leichte Aufgabe, denn insbesondere seit dem Angriff der Hamas im Oktober und den kriegerischen Auseinandersetzungen in Gaza ist die Kunstwelt politisch gespalten. Zahlreiche Kulturveranstaltungen in Deutschland sahen sich mit Boykott-Aufrufen und Absagen konfrontiert.

Mit großer Spannung wird deshalb die Benennung der nächsten Documenta-Leitung erwartet. Bereits die Mitglieder der Berufungskommission stehen unter Beobachtung. Umso bedeutungsvoller ist das Vorab-Lob des Documenta-Geschäftsführers Andreas Hoffmann: „Mit ihrem Engagement in der Findungskommission beweisen sie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die zeitgenössische Kunst und die Documenta in dieser ganz besonderen Zeit.“