Deutscher Schachbund widersetzt sich Regeln des Weltverbandes: Kein Ausschluss von trans Frauen bei Frauenturnieren

Der Weltschachverband (Fide) schließt trans Frauen künftig von Frauenturnieren aus. Eine entsprechende Regelung wurde kürzlich verabschiedet und trat am 18. August in Kraft. Darin ist festgelegt, dass trans Frauen nicht mehr an internationalen Frauenturnieren teilnehmen dürfen, „bis weitere Entscheidungen durch die Fide getroffen wurden“.

Das Verbot könne zwar in einzelnen Fällen aufgehoben werden, allerdings erst nach einer Überprüfung durch den Fide-Rat. Dieser Prozess könne bis zu zwei Jahre dauern, hieß es vonseiten des Weltverbandes.

Ingrid Lauterbach, Präsidentin des Deutschen Schachbundes, kritisiert die Entscheidung gegenüber dem Tagesspiegel: „Den Ausschluss von trans Frauen aus der Frauenkategorie finde ich falsch. Wir als Deutscher Schachbund lassen trans Frauen schon seit vielen Jahren bei unseren Meisterschaften der Frauen mitspielen und werden das auch weiterhin tun.“

Für sie sei der Ausschluss ein weiteres Beispiel dafür, „dass der Weltverband sich nicht ausreichend überlegt, was er tut und nicht mit Betroffenen spricht.“ Für trans Spielerinnen, sagt Lauterbach, könne es in einigen Ländern sogar gefährlich sein, wenn der Weltverband sie öffentlich als trans markiert.

Im Schach gibt es üblicherweise zwei Arten von Turnieren: offene Turniere, an denen alle Spieler*innen teilnehmen dürfen und Frauenturniere. Reine Männerturniere gibt es nicht, allerdings sind die offenen Turniere meist männlich dominiert. Der Deutsche Schachbund hat aktuell 89.400 Mitglieder. 8297 von ihnen sind weiblich.

Nach der Entscheidung des Weltverbands dürfen trans Frauen künftig nur noch an offenen Turnieren teilnehmen. Trans Männern, die einst in der Frauenkategorie antraten, werden alle Titel aberkannt, die sie in der Frauenkategorie erworben haben.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters begründete die Fide ihre Entscheidung damit, dass „die Transgender-Gesetzgebung“ sich in vielen Ländern rasant entwickle. „Viele Sportverbände verabschieden ihre eigenen Regelungen. Die Fide wird diese Entwicklungen beobachten und schauen, wie wir sie auf die Schach-Welt anwenden können.“

Kritik aus der Schach-Community

Auch in anderen Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik und Rugby wurden in den vergangenen Monaten Regularien beschlossen, die trans Frauen von Wettbewerben der Frauen ausschließen. Der Schwimmweltverband hat stattdessen eine eigene Kategorie für trans Personen eingeführt. Begründet wurde das damit, dass trans Frauen physische Vorteile hätten.

Richard Pringle, Professor für Soziologie und Pädagogik, nannte die Entscheidung des Weltverbandes gegenüber der Washington Post „nicht nur transphob, sondern auch antifeministisch“, denn: „Schach hat keine körperliche Dimension, es ist ein Strategiespiel. Das suggeriert, dass Männer irgendwie strategisch besser sind.“

Auch innerhalb der Schach-Community gab es Kritik. Schachmeisterin Yosha Iglesias, die selbst trans ist, twitterte: „Die Fide hat eine Liste mit Anti-Trans-Regeln veröffentlicht, als wären trans Personen die ‚größte Bedrohung für Frauen im Schach‘.“