Konflikt um Investoren in der DFL: Der Fanprotest bleibt auch nach dem Blackstone-Aus richtig
Da war es nur noch einer: Für einen Investoren-Deal bleibt der Deutschen Fußball Liga (DFL) nur noch der luxemburgische Bieter CVC. Der US-Finanzinvestor Blackstone ist getürmt – wohl auch wegen der heftigen Fanproteste, die den Spielbetrieb im deutschen Profifußball mächtig ins Wanken bringen. Doch das ist allenfalls ein Wirkungstreffer. Die Thematik ist nicht vom Tisch.
Nach dem Blackstone-Aus teilte die DFL schmallippig mit, den Prozess mit CVC „im vorgesehenen Zeitplan“ fortzusetzen. Allerdings wird diese Taktik wohl in weiteren Protesten gipfeln. Und das aus guten Gründen.
Mit ihrem nebulösen Gebaren auf der Suche nach dem schnellen Geld hat die DFL ein Eigentor geschossen. Gewiss, aus ihren strategischen Zielen ergibt sich enormer Finanzierungsbedarf. Doch bei der Haushaltsplanung hat sie die clubübergreifende Fanbasis unterschätzt. Und ignoriert.
Vielen Fans stinkt das Konzept Private Equity gewaltig: „Ziel ist es, eine angemessene finanzielle Rendite zu erzielen“, erklärt das Bundesfinanzministerium für alle verständlich und zum Mitgruseln.
Auch wenn CVC bereits in den Ligen von Spanien und Frankreich mitmischt: Die von teils dubiosen Geldquellen genährte Beteiligungsgesellschaft ist rein renditeorientiert und hat wenig Interesse am Fußball.
Die uralte Furcht vor einem Ausverkauf der Werte wächst weiter. Das Geld frisst sich tiefer in einen der Lebenskosmen, den Abertausende Menschen in diesen turbulenten Zeiten als eine der letzten Konstanten wahrnehmen. Dabei geht es in dem Konflikt nicht allein um Kapitalismuskritik.
Weitere Zuspitzung des Konflikts wahrscheinlich
Den größten Fehler beging die DFL beim Entscheidungsprozess zum auf 20 Jahre angelegten Mediendeal. Eine Abstimmung über eine solch tiefgreifende Strukturveränderung darf nicht im Geheimen erfolgen. Es ist das Recht der Mitglieder, das Abstimmungsverhalten ihres Vereins respektive derer Vertreter zu kennen.
Es erscheint umso weniger nachvollziehbar, dass die DFL den Deal mit aller Macht durchdrücken will. Die „Wollt Ihr uns verarschen?“-Banner in den Stadien schon eher, bestehen doch auch von einigen Clubbossen Zweifel an der Lupenreinheit des demokratischen Abstimmungsergebnisses vom Dezember.
Zudem trifft der Protest einen gesamtgesellschaftlichen Nerv. Ob rational oder nicht – in vielen Lebensbereichen macht sich ein Ohmnachtsgefühl gegenüber Entscheidungstragenden breit. Die DFL sollte dies nicht fördern und sich stattdessen um einen aufrichtigen Diskurs (vor Abstimmungen!) bemühen und auf die Einhaltung der 50+1-Regel achten.
Das Blackstone-Aus sollte ein guter Anlass für die DFL sein, die Versäumnisse zu korrigieren. Bestenfalls stellt sie ihre Gier hinter die Interessen derer, die Spieltag für Spieltag ein international bewundertes Stadionerlebnis kreieren.
Sie wäre aber auch schon gut beraten, wenn sie mindestens die Abstimmung wiederholte – und zwar transparent und für alle zu akzeptieren. Einem Bericht der „Sport Bild“ zufolge steht diese Option im Raum. Bis dahin gilt eine Zuspitzung des Konflikts als wahrscheinlich. Und das Premiumprodukt Bundesliga bleibt ein Mängelexemplar.