Trash-TV braucht Nachwuchs: „The Real Housewives of Prenzlauer Berg“
Das Trashfernsehen, Hochamt des Privatfernsehens, ist immer auf der Suche nach neuen Kandidatinnen und Kandidaten. Es sind vor allem die Prekären und zuweilen auch die Reichen, die sich ans Format verkaufen. Gefühlt waren alle schon mal dran und drin, was die Attraktion von „Bachelor“, „Love Island“ oder „Sommerhaus“ nicht auf neue Quotenhöhen getrieben hat.
Nachschub wird dringend gebraucht.
Anja Rützel hat eine Idee
Weil den Trash-Verantwortlichen nichts Rechtes einfallen will, hat sich Anja Rützel etwas einfallen lassen. Die Fernsehkritikerin hat im Podcast „Läuft. Die Programmschau von epd medien und Grimme Institut“ eine vielversprechende Idee ventiliert: „The Real Housewives of Prenzlauer Berg“.
Die Idee verbindet eine enorm erfolgreiche Serie („Housewives“) mit einem Soziotop, das fetten Ertrag verspricht. Dort, im Neo-Biedermeier-Milieu, sollte das Format hinter die „geschönte Bürgerlichkeits-Fassade“ schauen. Natürlich mit echten Propeller-Müttern und echten Hafermilch-Freaks, die unter dem Druck permanenter Beobachtung und enger (Raum-)Verhältnisse das Publikum entdecken lassen, dass die coolen Hippen ihr Leben gar nicht so doll im Griff haben. Wollust. Völlerei und Neid, das kennt man dort seit einger Zeit!
Joachim Huber lässt sich vom Trash-Fernsehen faszinieren.
Weil das Grundgesetz des Fernsehens vor allem beim Trash-TV gilt, wonach immer unter Niveau geschaut wird, hat „The Real Housewives of Prenzlauer Berg“ sein Publikum sicher: das Jung-Bürgertum. Sicherlich werden auch die Zuschauer-Kohorten ihre wahre Schadenfreude haben, da sie endlich mal auf die herabschauen können, die ansonsten auf sie herabschauen.
Und wenn die Spätgebärenden vom Kollwitzplatz mal nicht auf Zack sind, dann müssen eben die Autorinnen und Autoren Gas geben.
Trash as trash can, das ist unsere Erwartung. Und wenn gar nichts mehr geht, dann kann, dann darf, dann muss nur eine ran: Trash-Queen Anja Rützel.