Die Zukunft von Rock ist seine Vergangenheit

Bekanntermaßen gehört Rock schon länger nicht mehr zur aufregendsten, innovativsten Musik auf diesem Planeten – auch wenn es vor allem die in der Regel seit Jahrzehnten existierenden Rockbands sind, die immer noch die Stadien füllen oder als Headliner für die großen Festivals fungieren (womit vielleicht nach der Pandemie auch Schluss ist, die Zukunft gehört solchen Veranstaltungen dann noch weniger).

Insofern wartet die Welt nicht gerade gespannt auf ein neues Album von Tom Morello, dem Gitarristen der Crossover-Band Rage Against The Machine.

Erscheinen soll es Mitte Oktober, und damit die Zeit bis dahin nicht so lang wird, überhaupt jemand merkt, dass Morello wieder ein Album eingepielt hat, und auch weil die Regeln der Branche das nun einmal verlangen, wartet Morello dieser Tage mit einer ganz besonderen Vorabsingle auf: einer Coverversion von AC/DCs Klassiker „Highway To Hell“.

2014 spielten die drei den Song schon mal live

Den konnte man schon nicht mehr hören, als Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden und Rage Against The Machine den Rock ein vorletztes Mal retteten. Weshalb Tom Morello sich dafür gleich doppelte Rockprominenz zu Hilfe geholt hat, nämlich Pearl Jams Eddie Vedder und den großen Boss des Rocks himself, Bruce Springsteen.

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Womöglich auch deshalb, weil die drei Musiker 2014 schon einmal bei einem Springsteen-Konzert in Australien „Highway To Hell“ ziemlich entspannt und gut gelaut performten, Vedder dabei mit einem Tambourin in der Hand.

Nun übernehmen abermals erst Springsteen unverkennbar, dann Vedder schon leider verkennbarer die Gesangsparts und allesamt den Refrain, was trotz allem nicht ganz so frisch, sondern eher müde dahin geknödelt wirkt. Schließlich artet das im Original so knarztrockene Stück in ein schlimmes Stadionrockgegniedel aus, das es endgültig zerstört.

Was ist mit Foreigners “Urgent”?

Rock plus Rock gleich Rockschrott. Damit wirklich niemand mehr auf den Gedanken kommt, in diesem Genre ginge noch einmal etwas.

Dabei gäbe es gerade in dem Bereich der zu Tode gespielten und gehörten Rockklassiker so einige, die es noch viel mehr verdient hätten, auf dem Schrottplatz entsorgt zu werden.

Spontane Nennungen: „Urgent“ von Foreigner, „The Final Countdown“ von Europe, „Eye Of The Tiger“ von Survivor, „Wind of Change“ von den Scorpions, „We Are The Champions“ von Queen, zu schweigen von „Satisfaction“ von den Stones und „Seven Nation Army“ von den White Stripes (kleiner Scherz, ist aber auf dem besten Weg).

Diese Chance hat Morello vertan. So fordern wohl auch in Zukunft seine Fans von ihm auf Konzerten die unzerstörbaren Klassiker von Rage Against The Machine einfordern: „Killing In The Name“ oder „Bullet In The Head“. Und er wird sich womöglich wundern, wenn eines Tages irgendwelche historisch bewanderten Behelfsrockbands diese aufs Unsäglichste covern.