Israel Philharmonic Orchestra beim Musikfest Berlin: Rachmaninow trifft auf Elektroklang
Das Konzert ist schon vorbei und das Philharmonie-Publikum flaniert beschwingt heimwärts, da klingen aus den Fenstern der Stimmzimmer noch lustige Streichermelodien. Selbst nach einem fast dreistündigen Sinfoniekonzert scheint die Spielkraft und besonders die Spielfreude des Israel Philharmonic Orchestra noch nicht erschöpft zu sein.
Beim Gastspiel des Orchesters mit seinem jungen Chefdirigenten Lahav Shani im Rahmen des „Musikfest Berlin“ lag diese Spielfreude vom ersten Ton an in der Luft. Wie bedauerlich, dass die Philharmonie an diesem Abend nur mittelmäßig gut besucht ist. Und das, obwohl mit Sergej Rachmaninows ,,Sinfonischen Tänzen‘‘ ein spätromantisches Highlight auf dem Programm steht.
Doch auch Paul Ben-Haims‘ ,,Psalm aus der Sinfonie Nr. 1‘‘ und Betty Oliveros‘ ,,Many Waters‘‘ stellen sich als Glanzstücke heraus. Gerade bei dem Werk des 1933 aus Deutschland nach Israel emigrierten Ben-Haim beeindruckt, wie gut die Streicher aufeinander abgestimmt sind und wie sich die einzelnen Stimmführer tief in die Augen blicken, um noch die feinsten Nuancen richtig auszuarbeiten. Wie aus einem Guss und herrlich rein gelingt so der erste Programmpunkt des Abends.
Wo sich das Publikum bei Ben-Haim noch in der Seligkeit fast romantisch anmutender Klänge wiegen konnte, unterbricht das Werk der 1954 in Tel Aviv geborenen Betty Olivero diese Seligkeit jäh. Untertitelt mit ,,Für Sopran, Orchester und elektronische Klänge‘‘ wird hier ein Werk präsentiert, das mit seinem hebräischen Text auf das jüdische Laubhüttenfest Bezug nimmt.
Die elektronischen Klänge und Zuspielungen, für die Shai Cohnen verantwortlich zeichnet, sind zu Beginn noch sehr aufregend, wirken aber mit Fortschreiten des Stückes zunehmend einfältig, repetitiv und an vielen Stellen schlichtweg zu laut, sodass die Sopranistin Hila Baggio trotz ihrer selbstbewussten Vortragsweise schlecht zu verstehen ist.
Nach der Pause folgt mit Rachmaninows opus ultimum dann der Höhepunkt des Abends. Nachdem in der ersten Konzerthälfte unter Lahav Shanis Leitung besonders die Streicher brillieren konnten, haben nun die Bläser ihren großen Moment. Sehr feinfühlig lassen sie den pulsierenden Rhythmus klingen, was gerade im ersten Satz ein reines Vergnügen ist. Nur das latent ungezügelte Fortissimo des Orchesters schmälert den herrlichen Klangeindruck des Abends ein wenig – ansonsten ist der saftige Klang des Israel Philharmonic Orchestra ein Genuss, auf den das Publikum mit stehenden Ovationen reagiert.