Britisch-Irische Serie „The Dry“: Shiv ist trocken. Bleibt sie trocken?
„The Dry“ wird von ARD-Degeto mit „Sekt oder Selters“ übersetzt. Davon soll sich keiner abschrecken lassen: Die achtteilige britisch-irische Serie (ab 24. Juni in der ARD Mediathek) handelt vom Dazwischen, vom Handeln und Aushandeln eines Lebens zwischen Ende und Neuanfang. Shiv Sheridan (Róisin Gallagher) kommt nach zehn Jahren in London mit 35 zurück nach Dublin.
Als Malerin wenig erfolgreich, immerhin seit mehr als fünf Monaten erfolgreiche trockene Alkoholikerin, sucht sie den Neubeginn. Ausgerechnet in ihrer dysfunktionalen Familie mit Mutter Bernie (Pom Boyd), Vater Tom (Clarán Hinds), mit Schwester Caroline (Siobhán Cullen) und Bruder Ant (Adam Richardson), nicht zu vergessen ihr Ex Jack (Moe Dunford).
Das Zusammensein aller mit allen zeigt, wie in dieser Familie Probleme auf meisterhafte Weise verdrängt werden. Für Shiv ist das kein Zustand. Sie verlangt Inventur, Schluss mit Lug und Trug. Mutter Bernie, beim Job aussortiert, fühlt sich unsichtbar, Vater Tom hat eine Affäre. Die Schwester, sie macht Karriere als Ärztin, muss sich fragen, warum ihre Beziehung zu Rory kurz vor dem Scheitern steht. Der homosexuelle Bruder Tom lebt seine Homosexualität aus, Gefühle sollen bei ihm nicht ins Spiel kommen.
Drehbuchautorin Nancy Harris weiß die toxische Dynamik in der Familie Sheridan zu wägen. Die Serie geht ins Drama, sie geht in die Komödie. Regisseur Paddy Breathnach ist es darum zu tun, die Balance zwischen beiden Polen, zwischen Sekt und Selters zu halten. Róisin Gallagher lässt ihre Shiv Sheridan den Weg zur Gesundung ernst und aufrichtig gehen. Ihre Sehnsucht nach dem Leben ist größer als ihre Sucht nach Alkohol.