Premier League: Darts-Elite lässt sich am Ostbahnhof feiern
Es ist die absolute Weltklasse im Darts: Am Donnerstag gastieren Stars wie Gerwyn Price in Berlin und zeigen beim Premier-League-Abend am Ostbahnhof ihr Können. Der walisische Muskelprotz kommt dabei in Hochform, erst in der vergangenen Woche sicherte er sich in Newcastle seinen zweiten Tagessieg in Serie und besiegte dabei auch Tabellenführer Michael van Gerwen mit 6:1. „Gezzy hat phänomenal gespielt, manchmal musst du das einfach so hinnehmen“, schrieb der Niederländer van Gerwen nach der klaren Niederlage im Endspiel.
Price selbst zeigte sich zufrieden, aber dennoch selbstkritisch. „Ich bin dankbar, dass ich meine Topleistung im Finale gezeigt habe“, sagte der ehemalige Rugby-Profi. „Einmal habe ich gestrauchelt, da hat Michael das Leg gewonnen. Ich wünschte, ich hätte mit 6:0 gewonnen.“ Bei der Weltmeisterschaft hatte er im Viertelfinale noch gegen den Deutschen Gabriel Clemens verloren. Doch seine aktuellen Siege würden ihm „Momentum und Selbstvertrauen“ geben, sagte der 38 Jahre alte Price.
Zuvor hatte er Landsmann Jonny Clayton mit 6:1 und den Engländer Chris Dobey mit 6:4 bezwungen. Hinter van Gerwen (25 Punkte) und Price (18) befindet sich in der Tabelle der Premier League schon eine Lücke. Nathan Aspinall (13) und Weltmeister Michael Smith (12) sind derzeit auch auf Kurs, die Playoffs in London im Mai zu erreichen.
Wir werden ein Rekordjahr erreichen, was die Zuschauerzahlen angeht.
Werner von Moltke, Chef der European Darts Tour
Gabriel Clemens hat am Donnerstagabend keine Aufgabe. Doch dass Deutschlands Darts-Aushängeschild für die Millionenliga des Weltverbandes PDC noch nicht berufen wurde, scheint vor dem neunten Spieltag fast nebensächlich. Denn gefragt ist der erste WM-Halbfinalist aus Deutschland mehr denn je. Die Fans feiern den 39 Jahre alten Saarländer, der vom Industriemechaniker zum Pfeile-Star wurde. Und die Verantwortlichen greifen bei Vergleichen ins allerhöchste Regal.
Authentischer deutscher Riese
„Gaga ist für mich ein bisschen vergleichbar mit Phil Taylor. Er macht das überragend. Er versucht nicht, cooler oder moderner zu sein, als er ist. Wie er das macht, ist großartig“, sagte Werner von Moltke als Boss der PDC Europe der Deutschen Presse-Agentur. Clemens ist kein Lautsprecher oder Entertainer, aber authentisch. Als der wuchtige Mann mit dem Spitznamen „German Giant“ an Neujahr den walisischen Muskelprotz Gerwyn Price auf der riesigen WM-Bühne düpierte, dachten viele: Das ist einer wie wir.
Der Darts-Sport ist seit Jahren auf der Suche nach einer Boris-Becker-Figur, um noch stärker aus der einstigen Nische zu kommen. Experte und Kommentator Elmar Paulke sagte über das erstmalige Erreichen des WM-Halbfinals: „Es hat sich gezeigt, dass ein solcher Erfolg notwendig war, um diesen nächsten Schritt in Sachen Darts in Deutschland zu gehen. Der Deutschland-Faktor musste dazukommen, das ist wie in allen anderen Sportarten auch.“
Als Clemens im WM-Halbfinale stand, wurde das Turnier im Londoner Alexandra Palace medial zum großen Thema. Die Tagesschau berichtete ausführlich, kurze Zeit später war er im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF. Doch was bleibt dem Darts-Sport zwischen Anfang Januar und Mitte Dezember, wenn keine WM in der sportarmen Zeit gespielt wird? 2023 immerhin eine Bestmarke. „Wir werden ein Rekordjahr erreichen, was die Zuschauerzahlen angeht“, sagte von Moltke. Für den Ticketverkauf sei die WM „die Lokomotive“ – in diesem Fall war es Clemens mit seinem furiosen Lauf beim wichtigsten Turnier der Welt.
Dass er während und nach der WM geerdet blieb, könnte ihm zugutekommen. „Er ist nicht die Rampensau als Typ. Ich finde gut, dass er sich nicht verkleidet oder verstellt. Das ist die beste Art und Weise, mit seiner Situation umzugehen“, sagte Paulke. Dass ihn die über 10.000 Zuschauer am Donnerstagabend auch ohne eigenen Einsatz feiern und besingen werden, gilt als sicher. (dpa/Tsp)
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