Tadej Pogacar erleidet schweren Einbruch und verliert das Gelbe Trikot
Lennard Kämna quälte sich abgeschlagen die steilen Rampen in den Alpen hinauf und musste beim sensationellen Einbruch des Dominators Tadej Pogacar seinen Traum vom Gelben Trikot begraben. Der deutsche Hoffnungsträger, der am Vortag in Megève das Maillot jaune nur um elf Sekunden verfehlt hatte, war beim ersten großen Alpen-Showdown der 109. Tour de France am Mittwoch mit seinen Kräften am Ende.
Und auch der Patron zeigte erstaunliche Schwächen: Pogacar, der Triumphator von 2020 und 2021, verlor schier unglaubliche 2:51 Minuten auf den siegreichen Rivalen Jonas Vingegaard, der in 2413 Metern Höhe erstmals Gelb überstreifte.
Aus deutscher Sicht rettete immerhin Simon Geschke einen weiteren Tag sein Bergtrikot über die Hochgebirgs-Riesen hinweg. Für das famose Spektakel sorgten aber die Stars der Branche bei rund 30 Grad – und da erlebte die Tour eine riesengroße Überraschung.
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4,5 Kilometer vor dem Ziel attackierte Vingegaard. Pogacar versuchte noch zu kontern, aber nichts ging mehr bei dem scheinbar Unbesiegbaren. Geraint Thomas, Romain Bardet, David Gaudu oder Nairo Quintana – alle Mitfavoriten ließen Pogacar am Berg förmlich stehen. Der Slowene taumelte bedenklich, das Trikot komplett aufgerissen. Es war die größte Niederlage in seiner noch jungen Karriere.
2:22 Minuten liegt Pogacar in der Gesamtwertung nun als Dritter hinter Vingegaard, der die Etappe im Alleingang vor Altstar Quintana und Bardet gewann. Gesamtzweiter ist nun Bardet 2:16 Minuten hinter dem Mann aus Hillerslev im hohen Norden.
Couragierte Vorstellung von Simon Geschke
„Ich gebe nicht auf. Ich werde versuchen, so lange wie möglich dranzubleiben“, hatte Kämna vor dem Start in der einstigen Olympia-Stadt Albertville noch gesagt. Doch schon am Col du Télégraphe gut 67 Kilometer vor dem Ziel war das Unterfangen beendet. Schweren Trittes musste Kämna die Favoriten ziehen lassen, beim Anstieg zum 2642 Meter hohen Col du Galibier hatte der Norddeutsche bereits mehr als vier Minuten Rückstand. „Es ist halt schwer, wenn du vorher in den Ausreißergruppen warst. Das verbraucht viel Energie“, meinte Kämna.
Der 25-Jährige war daher beim großen Spektakel ganz vorne gar nicht mehr in Sichtweite. Nachdem Pogacar von seinen Teamkollegen isoliert war, startete das Jumbo-Visma-Team den großen Angriff auf den Tour-Patron. Immer wieder attackierten Primoz Roglic und Vingegaard abwechselnd das Gelbe Trikot, doch Pogacar ließ sich zu der Zeit einfach nicht abschütteln. Stattdessen musste Roglic selbst dem Tempo Tribut zollen und fiel zurück.
Berühmteste Serpentinen der Welt
Eine couragierte Vorstellung lieferte einmal mehr Routinier Geschke ab. Der 36 Jahre alte Berliner war erneut in der Ausreißergruppe vertreten, kämpfte sich als Dritter über den Télégraphe und als Zweiter über den Galibier. Das reichte, um sein begehrtes weißes Dress mit den roten Punkten erfolgreich zu verteidigen.
Damit darf Geschke am Donnerstag die 21 berühmtesten Serpentinen der Welt im Bergtrikot in Angriff nehmen, wenn es zur legendären Skistation Alpe d’Huez hinaufgeht. Hunderttausende Fans werden an dem 13,8 Kilometer langen Schlussanstieg mit durchschnittlich 8,1 Prozent Steigung wieder Spalier stehen und für ein Tollhaus sorgen. Aber auch schon vorher hat es die Etappe in sich. Nach dem Start in Briancon geht es wieder über den Galibier sowie den Col de la Croix de Fer, allesamt Berge der höchsten Kategorie. (dpa)