Schmerzhafter Abgang für den 1. FC Union: Julian Ryerson wechselt zu Borussia Dortmund
Am Samstag gab sich Julian Ryerson noch völlig entspannt. Nach dem Sieg des 1. FC Union im letzten Testspiel gegen Zilina dementierte der Norweger Gerüchte über einen möglichen Wechsel in der Winterpause. „Ich habe sehr gut geschlafen“, sagte Ryerson lächelnd. Die Medien hätten sich deutlich mehr mit dem Thema beschäftigt als er. Auf die Frage, ob es weitergehe mit ihm und Union, antwortete der Rechtsverteidiger: „Ja.“
Drei Tage später sieht die Welt bereits ganz anders aus. Ryerson wechselt zwar nicht nach England oder Italien, wie es zuvor spekuliert wurde, Union verlässt er dennoch.
Der 25-Jährige wechselt mit sofortiger Wirkung zu Borussia Dortmund, wo er einen Vertrag bis 2026 unterschrieb. Der BVB soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von fünf Millionen Euro nutzen. Beim Champions-League-Teilnehmer ist Ryerson als Ersatz für den verletzten Thomas Meunier eingeplant.
Auf den Außenbahnen wird es dünn
Beim öffentlichen Training des 1. FC Union am Dienstagnachmittag hatte Ryerson bereits gefehlt, die offizielle Bestätigung des Wechsel kam dann am späten Abend: „Julian hat sich in seiner Zeit bei uns kontinuierlich entwickelt. Wir bedauern, dass wir ihn trotz großer Bemühungen nicht halten konnten“, ließ sich Manager Oliver Ruhnert in einer Mitteilung zitieren.
Für die Berliner ist der Abgang ein schwerer Schlag. Ryerson kam 2018 als völlig unbekannter 20-Jähriger von Viking Stavanger zu Union und war neben Kapitän Christopher Trimmel und Ersatztorwart Jakob Busk einer der letzten verbliebenen Aufstiegshelden.
In den vergangenen Jahren hat sich der 15-malige Nationalspieler kontinuierlich weiterentwickelt und insgesamt 109 Pflichtspiele für Union bestritten. Bisher war er auch einer der Stellvertreter von Trimmel.
Mit seiner Lauf- und Zweikampfstärke sowie deutlichen Fortschritten im Spiel mit dem Ball hatte sich Ryerson bei den Berlinern zur Allzweckwaffe entwickelt. Seine Einsatzzeiten stiegen von Jahr zu Jahr. Ob als Schienenspieler auf der rechten oder linken Seite, halbrechter Verteidiger in der Dreierkette oder Sechser – der Norweger agierte überall mindestens solide, zuletzt meist deutlich besser als das.
In dieser Saison kam Ryerson in 21 der 23 Pflichtspiele zum Einsatz und gehörte zu den absoluten Stützen von Trainer Urs Fischer. „Das wäre ein Verlust für die Mannschaft“, sagte Innenverteidiger Timo Baumgartl in einer Medienrunde, als der Wechsel noch nicht offiziell feststand.
Auf den Außenpositionen ist Union durch den Abgang sehr dünn besetzt. Für links stehen Niko Gießelmann und Neuzugang Jerome Roussillon zur Verfügung. Auf der rechten Seite ist Trimmel momentan die einzige Fachkraft. Dass der Kapitän das enorme Programm mit fast 36 Jahren alleine absolviert, ist ausgeschlossen. Die Umschulung einer Offensivkraft wie etwa Tim Skarke ist ebenfalls nicht allzu wahrscheinlich.
„Wir starten mit zehn Spielen in fünf Wochen. Die Anforderungen sind groß und dafür braucht man einen breiten Kader“, hatte Fischer nach der Generalprobe gegen Zilina am vergangenen Samstag gesagt. Es ist stark davon auszugehen, dass Manager Oliver Ruhnert noch mal aktiv wird und zeitnah einen Ersatz für Ryerson verpflichtet. Für den Bundesliga-Wiederbeginn am Samstag gegen Hoffenheim (15.30 Uhr, Stadion An der Alten Försterei) muss Fischer aber vermutlich mit der aktuell dünnen Besetzung auskommen.
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