Starke Leistung beim ersten Startelfeinsatz der Saison: Stevan Jovetic betreibt bei Hertha BSC viel Werbung in eigener Sache

Es war sein Debüt in der Startelf für Hertha BSC in dieser Saison. Von Beginn an hatte Stevan Jovetic zuletzt vor viereinhalb Monaten gespielt. Die ersten Minuten liefen noch nicht wie gewünscht.

Zunächst gab es ein Missverständnis zwischen dem Stürmer und seinen Mitspielern, der Ball war weg. Wenig später sprang ihm der Ball an die Hand – Freistoß für den SC Freiburg. Doch in der Rückschau betrachtet waren das zu vernachlässigende Kleinigkeiten.

Was bleibt, ist der Gesamteindruck: Jovetic hat beim 2:2 eine sehr gute Leistung gezeigt. Er hatte Abschlüsse, beispielsweise bei einer Direktabnahme in der ersten Halbzeit. Bedrängt von zwei Gegenspielern verfehlte er aus gut fünf Metern das Tor knapp.

Der 32-Jährige bereitete Chancen vor und war Absender des Balles, der Freiburgs Christian Günter an die Hand sprang und damit zum Elfmeter führte. Welches Selbstvertrauen Jovetic an den Tag legte, zeigte auch ein Schussversuch in der zweiten Halbzeit – fast von der Mittellinie aus.

„Jove war sehr fleißig, hat viele intensive Läufe und Sprints gemacht. Was das Physische angeht, sind wir sehr zufrieden“, sagte Trainer Sandro Schwarz, der direkt nach dem Spiel die dazu passende Zahl präsentierte: 10,5 Kilometer hatte Jovetic abgespult. Auch „die Art und Weise, wie er Fußball gespielt hat“, gefiel Schwarz.

Jovetic selbst bilanzierte: „Es ist immer ein schönes Gefühl, auf dem Platz zu stehen. Für mein erstes Spiel nach langer Zeit fühle ich mich sehr gut.“

Es ist immer ein schönes Gefühl, auf dem Platz zu stehen.

Stevan Jovetic

Jovetics fußballerische Qualitäten stehen außer Frage. Aber in seiner Karriere hatten ihn schon vor dem Wechsel nach Berlin im Sommer 2021 oft Verletzungen gestoppt, bei Hertha waren es dann häufig muskuläre Probleme.

So auch in der zurückliegenden Saisonvorbereitung, in die er erst spät einsteigen konnte. In den ersten vier Partien wurde er eingewechselt, bereitete ein Tor vor. Danach kam er nicht zum Zuge.

„Auch wenn er ein erfahrener Spieler ist, ist es wichtig, im Trainingsrhythmus drinzubleiben“, sagt Schwarz. Genau das klappte bei Jovetic zuletzt. „Er ist gut mit seiner Situation umgegangen, hat alle Einheiten durchgezogen“, sagt Schwarz.

Stevan Jovetic spielte zu Beginn seiner Karriere bei Partizan Belgrad. Am Freitag sah er sich die Partie von Partizans Basketballern bei Alba Berlin an.
Stevan Jovetic spielte zu Beginn seiner Karriere bei Partizan Belgrad. Am Freitag sah er sich die Partie von Partizans Basketballern bei Alba Berlin an.
© Foto: IMAGO/Juergen Engler

Der Kapitän der montenegrinischen Nationalmannschaft spielte Ende September in der Nations League in Bosnien-Herzegowina und gegen Finnland, kam dabei auf gut 100 Einsatzminuten. Bei Hertha wartete er geduldig auf seine Chance, die am Sonntag überraschend kam.

Eigentlich war erneut Wilfried Kanga als Stürmer vorgesehen. Doch Kanga erwischte wenige Stunden vor dem Spiel ein leichter grippaler Infekt. Er wird eventuell am Mittwoch wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, selbiges gilt für den erkälteten Davie Selke.

Kanga hat in allen Spielen viel für das Team gearbeitet. Er passt mit seiner wuchtigen Art, seinem Drang in die Tiefe und dem frühen Attackieren des Gegners gut in das bevorzugte 4-3-3-System des Trainers und hat dessen Vertrauen. Aber er ist noch ohne Torvorlage oder Treffer. Jovetic „hat natürlich ein anderes Profil“, sagt Schwarz. „Er ist mehr der Spieler, der zwischen den Linien ein gutes Freilaufverhalten hat.“

Das hat er gegen Freiburg bestens hingekriegt. Vor allem in der ersten Halbzeit war er im Zusammenspiel mit Dodi Lukebakio und Chidera Ejuke an reichlich schnellen und gut anzusehenden Spielzügen beteiligt.

„Immer brandgefährlich“, nannte Freiburgs Co-Trainer Lars Voßler, der die mit dem Coronavirus infizierten Christian Streich und Patrick Baier vertrat, diese Situationen.

Bisher hieß es bezogen auf Kanga und Jovetic entweder oder. Aber möglicherweise ist ein sowohl als auch zukünftig in manchen Spielen ebenfalls denkbar. Das würde die Optionen in Herthas bisher überschaubar erfolgreicher Offensive mit zehn Toren in neun Spielen auf jeden Fall erhöhen.

Schwarz sagte am Montag, Jovetic könne als Mittelstürmer, auf der Achterposition, wenn Hertha viel Ballbesitz hat, oder als Zehner in einem 4-2-3-1-System agieren.

Wer am Samstagabend im Auswärtsspiel bei RB Leipzig aufläuft, ist derzeit noch offen. „Wir werden Leipzig genau analysieren und dann die Entscheidung treffen, in welcher Formation wir spielen“, kündigt Schwarz an.

Stevan Jovetic hat in der Partie gegen den SC Freiburg zumindest viel Werbung in eigener Sache betrieben. Nur das vierte Unentschieden in Serie störte ihn nach Abpfiff, wie fast alle Protagonisten bei Hertha. Daher äußerte er einen Wunsch: „Das Team ist stärker als im letzten Jahr. Ich hoffe, wir fangen bald an Spiele zu gewinnen und klettern in der Tabelle.“

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