Berlin-Marathon in Berlin: Tigist Assefa bringt die Laufgemeinde zum Staunen
Als Tigist Assefa im Ziel angekommen war, ging sie in die Knie. Die Äthiopierin breitete ihre Arme weit aus und blickte nach oben, sie kämpfte mit den Tränen. Nun hatte beim diesjährigen Berlin-Marathon Eliud Kipchoge wegen seines Weltrekordes die ganz großen Schlagzeilen gemacht. Das war fast ein bisschen schade. Denn Tigist Assefa lief ein famoses Rennen.
In einer Zeit von 2:15:37 Stunden kam sie im Ziel nahe dem Brandenburger Tor an. Schneller war in Berlin noch nie eine Frau gelaufen. Den bisherigen Streckenrekord hatte die Kenianerin Gladys Cherono 2018 mit 2:18:11 aufgestellt. Überhaupt toppten erst zwei Frauen bei einem Marathon die Zeit von Assefa. Die Kenianerin Brigid Kosgei kam vor drei Jahren in Chicago in 2:14:04 Stunden im Ziel an; die Britin Paula Radcliffe war 2003 in London 2:15:25 gelaufen. Dass sich hinter diesen beiden Läuferinnen Tigist Assefa einreiht, ist eine sportliche Sensation.
Die 28-Jährige verbesserte am Sonntag ihre eigene Bestzeit um 18 Minuten. Es war dies erst der zweite Marathon von Assefa. Im März hatte sie in Riad ihr Debüt gegeben. Kein Mensch hatte die Marathon-Novizin am Sonntag auf dem Zettel. Die größten Chancen auf den Sieg hatte man Joyce Chepkirui zugerechnet. Die Kenianerin legte mit der Führungsgruppe um Assefa ein hohes Tempo vor. Die US-Amerikanerin Keira D’Amato, ebenfalls eine der Favoritinnen, ließ schon nach wenigen Kilometern abreißen.
Nicht aber Assefa, die das Tempo nicht nur hielt, sondern sukzessive steigerte. Ihren schnellsten Kilometer (2:55 Minuten) lief sie kurz vor dem Ende des Rennens. Ihr Vorsprung im Ziel betrug fast zweieinhalb Minuten auf Rosemary Wanjiru aus Kenia. Im Übrigen noch so eine unglaubliche Geschichte, denn Wanjiru hatte am Sonntag ihr Marathon-Debüt gegeben. In 2:18:00 lief sie das zweitschnellste Rennen einer Debütantin. Dritte wurde Assefas Landsfrau Tigist Abayechew in 2:18:03 Minuten.
Dass Assefa in Berlin ganz oben steht, ist nicht neu. Nur nicht im Marathon. 2014 siegte sie beim Leichtathletikmeeting Istaf im Olympiastadion. Auf die Langstrecke wechselte sie erst vor vier Jahren. Vor drei Jahren ist von ihr noch ein Halbmarathon in 68:24 Minuten vermerkt. Danach aber, in den Jahren 2021 und 2022, gibt es keine Resultate von Assefa, ehe sie in diesem Frühjahr zunächst in Riad startete und am Sonntag dieses fulminante Rennen in Berlin absolvierte.
Zur Startseite