Eisbären verspielen 4:0 gegen Frankfurt: Die Berliner setzen sich erst in der Verlängerung durch

Passend zu den bisherigen Auftritten der Eisbären in der noch jungen DEL-Saison präsentierte sich auch die Mercedes-Benz-Arena am Sonntagnachmittag unfertig. Der Unterrang der Hintertortribüne konnte von den Fans im Spiel gegen die Löwen Frankfurt nicht benutzt werden, so dass hier bis auf wenige blaue Sitze ein graues Loch klaffte.

Alle 10.230 anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauern bekamen dann ein Spiel zu sehen, das offenbarte, wie sehr der Berliner Kader noch einer Baustelle gleicht. Nach einer zunächst hohen und verdienten 4:0-Führung gewannen die Eisbären mit 5:4 (2:0, 2:0, 0:4) erst nach Verlängerung, weil die Gäste im Schlussdrittel eine fulminante Aufholjagd starteten und die Berliner Schwächen gnadenlos ausnutzten. „Wir hatten ein grauenhaftes Schlussdrittel, dafür gibt es auch keine Ausreden“, monierte Eisbären-Trainer Serge Aubin.

Die Frankfurter, die vom ehemaligen Berliner Assistenzcoach Gerry Fleming trainiert werden, wirkten eigentlich nicht so, als ob sie an diesem Tag Punkte mitnehmen könnten. Dominik Bokk, der mit den Eisbären im Mai noch den Titel feiern konnte, und Kollegen scheiterten lange an einem gut aufgelegten Juho Markkanen im Berliner Tor, der zunächst eine gelungene DEL-Premiere feierte.

Dass der 20 Jahre alte Finne erst einige Sekunden, nachdem Hallensprecher Uwe Schumann ihn aufgerufen hatte, das Eis betrat, lag wohl an den noch ungewohnten Abläufen. Seine Leistung hingegen wirkte sonst weitgehend reif.

Die Partie wirkt zunächst einseitig

Was in den ersten beiden Dritteln auf das ganze Team zutraf. Zunächst hatte Aubin einen eher zurückhaltenden Kurs verordnet, um in den Rhythmus zu finden. Nach dem 1:0 durch Kevin Clark (9.) wirkten die Aktionen immer zielstrebiger. Gegen einen zu diesem Zeitpunkt dankbaren Gegner konnte Frank Mauer noch vor der ersten Pause auf 2:0 erhöhen. Zum ersten Mal in dieser Saison erfolgte eine Kabinenansprache mit einer Führung im Rücken.

Nicht nur wegen der nächsten beiden Treffer durch Zach Boychuk und Giovanni Fiore wirkte diese Partie nun relativ einseitig. Die Frankfurter wurden zeitweise regelrecht schwindelig gespielt. Und obwohl alle Tore offiziell bei voller Mannschaftsstärke fielen, profitierten die Gastgeber zweimal von einem schwungvollen Powerplay. Das 4:0 etwa fiel zwei Sekunden, nachdem sich die Tür zur Strafbank geöffnet hatte. „Ich war in den ersten zwei Dritteln sehr stolz auf die Mannschaft“, sagte Markkannen, „was danach genau passierte, weiß ich auch nicht so genau.“

 Ich war in den ersten zwei Dritteln sehr stolz auf die Mannschaft, was danach genau passierte, weiß ich auch nicht so genau.

Torwart Juho Markkanen

71 Sekunden nach Start des letzten Drittels musste Markkanen zum ersten Mal einen Puck aus dem Tor angeln, weil seine Vorderleute schläfrig zurückgekehrt waren. Überhaupt leisteten sich die Eisbären nun zahlreiche Unkonzentriertheiten, so dass der junge Torwart sein Potenzial offenbaren musste.

Dennoch war nicht zu übersehen, dass die Eisbären ihre bisher klare Linie verloren haben. Immer wieder leisteten sich die Berliner Patzer, die den zuvor klar unterlegenen Frankfurtern Torchancen ermöglichten.

Dieser Rückschlag dürfte Sorgen bereiten

Und so gelang Dylan Wruck zunächst das zweite Frankfurter Tor des Tages (52.). Je mehr sich das Spiel dem Ende näherte, umso wackeliger wirkten die Gastgeber – und mit ihnen Keeper Markkanen.

Die Frankfurter wiederum fanden plötzlich den Mut, der ihnen zwischenzeitlich abhandengekommen war. „Man muss ehrlich gestehen, dass wir einfach aufgehört haben zu spielen“, analysierte Frank Mauer, „das darfst du einfach nicht machen. Das ist uns in den beiden Spielen zuvor auch schon passiert.“

Brett Breitkreutz sorgte schließlich dafür, dass auf den Rängen der Arena plötzlich blankes Entsetzen herrschte, weil er nicht nur das 3:4, sondern 15 Sekunden vor dem Ende tatsächlich mit dem vierten Frankfurter Tor in diesem Drittel noch den Ausgleich erzielte. Die Eisbären müssen dadurch tatsächlich weiterhin auf den ersten Drei-Punkte-Sieg in dieser Saison warten.

Aus Berliner Sicht sorgte das Ende der regulären Spielzeit für eine kleine Verschnaufpause. Die Eisbären konnten sich für die Verlängerung noch mal sammeln und dank Julian Melchiori (62.) das Eis immerhin als Sieger verlassen.
Nach den Fortschritten in den ersten beiden Dritteln wirkte der Rückschlag im Schlussdrittel aber nach. Kapitän Frank Hördler sagte: „Es fühlt sich nicht wirklich an wie ein Sieg. Die haben eine Reaktion gezeigt und wir dachten, es geht einfach so weiter.“ Was zu diesem unvollkommenen Saisonstart passt.

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