Klaus Biesenbach kehrt nach Berlin zurück
Plötzlich musste es schnell gehen, noch vor der Bundestagswahl, bevor womöglich nicht mehr Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Vorsitz des Stiftungsrates der Stiftung Preußischer Kulturbesitz innehält – deshalb eine letzte wegweisende Personalentscheidung. So berief das oberste Gremium der Preußenstiftung auf seiner Sitzung am Freitag überraschend neue Führungsspitzen für die Nationalgalerie.
„Ein absoluter Glücksfall für die Nationalgalerie, für Berlin, für die Kunst“
Klaus Biesenbach wird ab Januar 2022 Direktor der Neuen Nationalgalerie und des Museums des 20. Jahrhunderts, das gerade nebenan entsteht, das Kuratorenduo Sam Bardaouil und Till Fellrath übernimmt dann die Leitung vom Hamburger Bahnhof.
Von einem „absoluten Glücksfall für die Nationalgalerie, für Berlin, für die Kunst“ sprach Stiftungspräsident Hermann Parzinger mit der Wahl Klaus Biesenbachs. Auch Grütters äußerte sich euphorisch über die Heimkehr des einstigen Mitbegründers der Kunst Werke, mit denen Berlins Start als wichtigste Stadt internationaler zeitgenössischer Kunst in den 1990er Jahren begann. Auf ihn geht seit 1996 die Berlin-Biennale zurück als Weiterentwicklung der legendären Ausstellung „37 Räume“.
2004 ging Biesenbach ans Museum of Modern Art in New York, zwei Jahre später wurde er dort Chief Curator. 2018 wechselte er ans MOCA in Los Angeles. In Berlin soll Biesenbach die Neue Nationalgalerie und das Museum des 20. Jahrhunderts in die Zukunft führen, die Sammlung „auf ganz eigene Weise“ befragen und dem Publikum stärker öffnen.
Die gleiche Erwartung richtet sich auch an das Gespann Bardaouil & Fellrath am Hamburger Bahnhof, das bereits seit vier Jahren als Assoziierte Kuratoren am Gropius Bau wirkt und dort 2019 die Ausstellung „Durch Mauern gehen“ präsentierte.
Das Duo Bardaouil & Fellrath wirkt bereits am Gropius Bau mit
Der aus dem Libanon stammende Sam Bardaouil ist Kunsthistoriker und Theaterwissenschaftler, der in Deutschland geborene Till Fellrath Wirtschafts- und Politikwissenschaftler; beide haben in den letzten zwölf Jahren für über 70 Institutionen weltweit Ausstellungen organisiert. 2022 kuratieren sie die Lyon Biennale und in Venedig den Französischen Pavillon. Ihr Schwerpunkt Kunst des Mittleren Ostens verspricht eine globalere Ausrichtung für den Hamburger Bahnhof.
Mit den Neubesetzungen für die Neue Nationalgalerie und Hamburger Bahnhof wird Berlins Flaggschiffen moderner und zeitgenössischer Kunst ein internationalerer Appeal eingehaucht. Für Joachim Jäger und Gabriele Knapstein als bisherige Leiter, die sich ebenfalls Hoffnungen auf die Posten gemacht und den Reformprozess für ihre Häuser vorangetrieben hatten, mögen die Berufungen düpierend sein. Durch Biesenbach sowie Bardaouil & Fellrath wird nun eine neue Richtung eingeschlagen.
Der Verein der Freunde der Nationalgalerie zeigte sich gleichwohl verschnupft, dass er zum Thema nicht angehört wurde. Schließlich habe er die letzten 56 Ausstellungen finanziert, so Peter Raue.