4:2-Sieg beim VfL Wolfsburg: FC Bayern trotzt dem Neuer-Trubel und ist wieder spitze
Seit knapp einer Woche ist Joao Cancelo beim FC Bayern München angestellt. Da bleibt es nicht aus, dass die Abstimmung mit seinen neuen Kollegen noch nicht immer bis ins kleinste Detail funktioniert. Am Sonntagabend stand der Portugiese im Spiel beim VfL Wolfsburg mit dem Ball in der Hand an der Seitenlinie, um einen Einwurf auszuführen. Zwanzig Meter vor ihm stand sein Mitspieler Joshua Kimmich, ebenfalls mit einem Ball in der Hand, ebenfalls zum Einwurf bereit.
Von solchen Kleinigkeiten abgesehen ist die Integration des neuen Rechtsverteidigers recht problemlos vonstattengegangen. Das liegt vor allem an seiner fußballerischen Qualität, die auch beim 4:2 (3:1)-Erfolg der Bayern in Wolfsburg immer wieder zu sehen war.
Cancelo leitete mit einer punktgenauen Flanke auf den Fuß von Kingsley Coman das zwischenzeitliche 2:0 ein. Und ein weiterer Assist blieb dem Leihspieler von Manchester City nur deshalb verwehrt, weil Leon Goretzka nach seiner Hereingabe aus unerfindlichen Gründen am Ball vorbei köpfte.
Es trägt nicht zur Ruhe bei.
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann über die Aussagen von Manuel Neuer.
Vor dem Spiel in Wolfsburg war mit einiger Spannung die Frage gestellt worden, wie die Bayern wohl auf den Trubel reagieren würden, den ihr Torhüter Manuel Neuer mit seinem Interview und der Kritik an seinem Arbeitgeber ausgelöst hatte. „Es trägt nicht zur Ruhe bei“, sagte Bayerns Trainer Julian Nagelsmann vor dem Anpfiff bei Dazn.
Die Antwort seiner Mannschaft fiel jedoch ziemlich ernüchternd aus – zumindest für all jene, die keine Bayern-Fans sind und sich mal wieder auf einen richtig spannenden Titelkampf in der Fußball-Bundesliga freuen. Die Münchner erledigten ihre Aufgabe in Wolfsburg lange seriös und unaufgeregt. Nach einem Platzverweis gegen Joshua Kimmich zu Beginn der zweiten Halbzeit mussten sie aber mehr bangen als gedacht, ehe sie den Sieg sicher hatten und damit den Angriff des 1. FC Union Berlin auf die Tabellenspitze parierten.
Joshua Kimmich sah nach der Pause die Gelb-Rote Karte
Mit drei Toren binnen zehn Minuten hatte der FC Bayern schon früh scheinbar alles klar gemacht. Coman traf zunächst mit einem Schlenzer ins lange Eck, der eigentlich als Hereingabe gedacht war. Nach dem zweiten Tor des Franzosen erzielte Thomas Müller, der den erkrankten Choupo-Moting als Mittelstürmer vertrat, per Kopf das 3:0. Gerade 20 Minuten waren da vorüber, und der erste Bundesligasieg der Bayern im Jahr 2023 nach zuvor drei Unentschieden schien bereits so gut wie perfekt.
Nicht mal zwei Wochen ist her, da mussten sich die Wolfsburger nach ihrem 5:0-Sieg gegen Hertha BSC fragen lassen, ob sich womöglich die Geschichte von 2009 wiederhole, als der VfL das Feld von hinten aufrollte und am Ende der Saison die Meisterschaft feierte. Seitdem ist die Mannschaft von Trainer Niko Kovac gegen den 1. FC Union aus dem Pokal geflogen und hat in der Liga gegen Bremen und nun Bayern verloren.
Immerhin sein Team wehrte sich nach dem frühen und scheinbar aussichtslosen Rückstand. Kovac wechselte schon nach einer halben Stunde, brachte Jakub Kaminski für Maxence Lacroix und stellte von Dreier- auf Viererkette um. Der eingewechselte Pole traf kurz vor der Pause zum 1:3 und nährte damit die Hoffnung auf eine Wende.
Der VfL begann die zweite Hälfte wuchtig, hatte durch Mattias Svandberg schon früh eine exzellente Gelegenheit – und glaubte umso mehr an seine Chance, nachdem Kimmich für ein taktisches Foul in der 54. Minute Gelb-Rot gesehen hatte. Die Bayern wackelten ein bisschen. Doch dann dribbelte Jamal Musiala eine knappe Viertelstunde vor Schluss einmal übers halbe Feld, an fünf bis sieben Wolfsburgern vorbei, und traf mit einem platzieren Schuss ins Eck zum 4:1. Der VfL konnte durch Svandberg zwar noch einmal verkürzen. Doch mehr als schnuppern ließ der FC Bayern die Konkurrenz nicht.
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