Wegen umfassender Sanierungen: Pergamonmuseum bleibt weitere vier Jahre geschlossen – gesamtes Museum öffnet erst 2037
Bis zum Jahr Frühjahr 2027 müssen sich Kulturinteressierte gedulden, bis der erste Bauabschnitt des generalsanierten Pergamonmuseums zu besichtigen sein wird. Der zweite Bauabschnitt wird überhaupt erst im Herbst begonnen werden. Danach dauert es voraussichtlich bis ins Jahr 2037, bis der dann vollständig erneuerte und erweiterte Komplex auf der Museumsinsel zur Gänze zugänglich sein wird.
Bei einer Baustellenbegehung konnte man bereits Einblicke die zukünftige Gestaltung bekommen
Diese Termine gab Barbara Große-Rhode bei einer Baustellenbegehung am Montag bekannt. Die Referatsleiterin Museumsinsel bei dem für den Bund als Bauherr fungierenden Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) führte durch ein Museum, das teils kurz vor der Schließung steht, teils bereits die zukünftige Gestaltung erkennen lässt.
So wird der namensgebende Pergamonaltar derzeit restauriert, während die architektonischen Monumente wie Prozessionsstraße und Ischtartor erst noch von klimatisierten Einhausungen umhüllt werden müssen, wobei die glasierte Keramik aus Babylon besonders hohe Anforderungen an Temperatur und Luftfeuchtigkeit stellt. Die vom damaligen Museumsleiter und Babylon-Mitausgräber Walter Andrae Ende der 1920er Jahre konzipierte Dauerausstellung steht mittlerweile selbst unter Denkmalschutz und wird dementsprechend unverändert bleiben.
Während der Schließungszeit soll es einen virtuellen Museumsrundgang geben
Die Direktorin des Vorderasiatischen Museums, Barbara Helwing, versprach für die Schließzeit neuartige Vermittlungskonzepte. Zunächst sollen die bereits vollständig digitalisierten Objekte ihrer Sammlung in einen virtuellen Museumsrundgang eingehen, der im Winter im Netz abrufbar sein soll. Zudem wird an eine „Interimsausstellung“ gedacht, wofür das provisorische Gebäude, das derzeit noch für die Darstellung von Pergamon genutzt wird, bereit stünde. Sogar ein eigenes Babylon-Rundbild will Helwing anfertigen lassen.
Bauchefin Große-Rhode verwies immer wieder auf die Probleme mit den altersschwachen Lichtdecken über den riesigen Museumssälen, die vollständig erneuert werden müssen. Dies aber unter Rücksichtnahme auf die an ihrem Platz verbleibenden Objekte. Und so wie oben lauern auch ganz unten größte Probleme: Die Gründung des Südflügels auf einer regelrechten Brücke über den linsenartig verlaufenden und eiszeitlichen Kolk muss verstärkt werden. Die Gründungsarbeiten müssen „rüttelfrei“ erfolgen, um die empfindlichen Sammlungsstücke nicht zu beschädigen.
Mit der Renovierung soll das Gebäude zukunftsfit gemacht werden
Der 2027 zu eröffnende Nordflügel wird das Museum für Islamische Kunst aufnehmen, auf dann verdoppelter Ausstellungsfläche. Sein größtes und weltweit einmaliges Objekt, die Fassade des Wüstenschlosses von Mschatta, ist bereits am alten Standort demontiert. Die dann restaurieren Fassadenteile werden in der auf 45 Meter verlängerten Front zu sehen sein. Museumsdirektor Stefan Weber erläutert beim gestrigen Rundgang, die künftige Präsentation werde „alle Sinne ansprechen“, etwa durch Töne und Düfte.
1,2
Milliarden Euro kostet die die Sanierung
Die gesamte Ausführungsplanung wurde, so Große-Rhode, nach Maßgabe der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz überarbeitet: „In Bauabschnitt B werden wir regenerative Energien gewinnen.“ Die Vorgaben für Bestandsbauten, die eine Minderung des spezifischen Energieverbrauchs um 50 Prozent vorsähen, „werden wir unterschreiten“ ebenso die beim Neubauteil, dem „vierten Flügel“ entlang des Kupfergrabens, der die beiden steinernen Gebäudeflügel verbinden und erstmals einen Rundgang durch den Gesamtkomplex ermöglichen wird.
Und was kostet das alles? Der Bauabschnitt A, also der Nordflügel, schlägt mit den vorgesehenen 477 Millionen Euro zu Buche, hinzu kommen zwölf Millionen Euro an Planungsleistungen für beide Bauteile. Der Südflügel einschließlich des Neubaus des Kupfergraben-Flügels und der Archäologischen Promenade im Kellergeschoss ist mit 722 Millionen Euro veranschlagt, in Summe also 1,2 Milliarden Euro. „Dieses Gebäude“, betonte Barbara Große-Rhode zum Abschluss, „hat einen bestimmten Anspruch. Den müssen wir mit unseren Bauarbeiten erfüllen. Wir müssen dieses Gebäude seinem Wert angemessen zukunftsfest machen.“
Zur Startseite