Warum der Fußball beim Elfmeter eine Revolution braucht

Wie schreibt dfb.de? „Torhüter: Vor der Ausführung des Elfmeters muss sich der Torhüter auf der Torlinie befinden. Während ihm seitliche Bewegungen erlaubt sind, darf er sich erst zeitgleich mit dem Schuss nach vorne bewegen, um den Winkel zu verkürzen.“ Genau, darum die Angst des Torwarts vorm Elfmeter.

Elfer raus, gewissermaßen, denn wie bei der Europameisterschaft gesehen, kann ein Goalie es mit einer Glanztat schaffen, den geschossenen Ball abzuwehren und trotzdem verlieren. Weil der Schütze, der Feldspieler, im Nachschuss trifft.

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Unabhängig davon, dass diese Regel die Engländer jüngst erst ins Halbfinale gebracht hat  – Harry Kane schaffte es erst damit gegen Dänemarks Kaspar Schmeichel -, ungleich verteilt sind die Chancen ohnedies. Der Torwart auf seiner Linie ist eingeschränkt, von der Aktion des Gegenübers abhängig, muss blitzschnell reagieren und ist schon deshalb der potenziell Unterlegene. Wenn Torhüter:innen bis zum Ballkontakt des Schützen abwarten, reicht die geringe Flugzeit (0,4 Sekunden) des Balles nicht zum Parieren eines platzierten Schusses. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

Es sei denn, dem Schützen flattern die Nerven und werden die Beine schwach. In aller Regel wird so einer allerdings nicht vom Trainer ausgewählt, den Elfmeter zu schießen oder tritt freiwillig an.

Um jedwede Ungerechtigkeit aufzuheben, wäre es besser, die Möglichkeit des Nachschusses aufzugeben. Dann könnten Torhüter:innen tatsächlich eher gewinnen: Es gibt nur diesen einen Schuss, diese eine Chance, aber für beide. Abgewehrt ist dann abgewehrt. Und weiter geht’s, mit neuem Anlauf.

Karl Wald ist der Erfinder des Elfmeterschießens

Wer weiß, vielleicht wären dann die sympathischen Dänen ins Finale der EM eingezogen. Wo die Engländer sich zum
wiederholten Mal überraschend unsportlich verhielten; ein Brexit der anderen Art, ein Rückzug von den großen britischen Tugenden. Schade auch darum.

Und wir Deutsche sind schuld. Warum? Für seine Doktorarbeit „Sportpsychologische Einflussfaktoren der Leistung von Elfmeterschützen“ hat Dr. Georg Froese den ersten Wissenschaftspreis des DFB erhalten. Einer von elf wichtigen Punkten: Karl Wald ist der Erfinder des Elfmeterschießens – der bayerische Schiedsrichter schlug das Elfmeterschießen 1970 auf einer Tagung des Bayerischen Fußball-Verbandes vor. Sechs Jahre später hatte sich das Elfmeterschießen auch international durchgesetzt.

Und nur wir Deutsche gewinnen da seither (fast) immer. Obwohl: Ausgerechnet das erste Elferschießen bei einer EM nicht. 1976 war das. Aber das ist eine andere Geschichte.