Vom Eishockey zum Fußball und zurück: Emily Nix hofft auf den großen Coup im WM-Halbfinale

In den vergangenen Tagen geschah Historisches in der US-amerikanischen Kleinstadt Utica im Bundesstaat New York. Zum ersten Mal in der Geschichte einer Eishockey-Weltmeisterschaft gewann ein deutsches Frauenteam alle vier Vorrundenspiele. Im Viertelfinale trifft die DEB-Auswahl nun am Donnerstagabend auf Tschechien (19:30 Uhr MESZ, live und kostenlos auf Magentasport).

Nach den Siegen gegen Dänemark zum Auftakt (5:1), Japan (4:1) und Schweden (1:0) bezwang das Team von Bundestrainer Jeff MacLeod am Dienstag auch China (3:0). Nur zwei Gegentreffer mussten die Torhüterinnen Sandra Abstreiter (Ottawa/PWHL) und Lisa Hemmerle (ERC Ingolstadt) hinnehmen. Neben einer starken Defensive war allerdings das unermüdliche Anrennen und Drängen auf einen Treffer die große Stärke. Und die ordentliche Chancenverwertung.

Topscorerin des deutschen Teams nach der Vorrunde ist mit zwei Toren und zwei Vorlagen die Berlinerin Laura Kluge, die derzeit für Memmingen in der Deutschen Frauen-Eishockey Liga (DFEL) spielt. Auf dem zweiten Rang dieser teaminternen Wertung liegt eine weitere Ex-Eisbärin: Emily Nix (2 Tore, 1 Vorlage). Die 26-Jährige läuft in der Liga für den ERC Ingolstadt auf und hatte vor zwei Jahren eigentlich ihre Schlittschuhe an den Nagel gehängt, um sich auf ihr Jurastudium zu konzentrieren.

In der Saison 2022/23 trug die Hamburgerin dann Fußballschuhe. Der Bramfelder SV II war ihr Team und sie schoss Tore auf dem grünen Rasen. Beispielsweise gegen die vierte Auswahl vom FC St. Pauli. Im September 2023 dann zurück auf dem Eis, machte Nix da weiter, wo sie im Fußball aufgehört hatte. Mit 16 Treffern in 20 Hauptrundenspielen wurde sie zweitbeste Liga-Torschützin in der DFEL. Schon am Ende des vergangenen Jahres sagte Nix: „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es nach einem Jahr Pause direkt wieder so schnell so gut läuft.“

Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es nach einem Jahr Pause direkt wieder so schnell so gut läuft.

Emily Nix über ihr Comeback auf dem Eis

Im Nationalteam war sie auch direkt wieder mit von der Partie. Auf ihre Schnelligkeit und ihren guten Schuss wollte Bundestrainer MacLeod nicht verzichten. So kam sie zu ihrer zweiten WM-Teilnahme nach 2019. „Ich freue mich einfach darüber, dass es für uns so gut läuft und wir als Mannschaft WM-Geschichte geschrieben haben. Das steht für mich definitiv im Mittelpunkt”, sagt Nix, sehr zufrieden über die Leistung des Teams bisher.

Während es in der Vorbereitung viele Niederlagen bei drei verschiedenen Turnieren gab und gerade auch die Torausbeute oft mangelhaft war, ist das Team nun, wenn es drauf ankommt, voll da. „Es spielt, glaube ich, schon eine Rolle, dass wir jetzt vollzählig sind und wirklich die besten Spielerinnen, die wir haben, dabei sind“, sagt Emily Nix und ergänzt: „Wir haben ein sehr gutes Mannschaftsgefüge, super viel Spaß und das ist schon besonders dieses Jahr.“

Gegen Tschechien zuletzt klare Niederlagen

Mit diesem Schwung sollen auch die Tschechinnen als nächste Gegnerinnen besiegt werden. Gegen die Drittplatzierten der Vorrundengruppe A, vielleicht die derzeit drittstärkste Kraft im Fraueneishockey weltweit, setzte es im Saisonverlauf eine Niederlage nach der anderen. 0:8, 1:6 und 1:7 lauten die Ergebnisse im Vergleich zwischen den deutschen und tschechischen Eishockeyfrauen zwischen November 2023 und Februar 2024. „Klar erwartet uns ein starker Gegner“, sagt Nix. „Wir wollen das Spiel gewinnen und mit der Mentalität gehen wir rein. Wir wollen auf jeden Fall das Halbfinale erreichen!“

Selbst wenn das nicht klappen sollte, wird Emily Nix das Turnier als Erfolg verbuchen. Die Spielerin aus dem Nachwuchs der Hamburg Crocodiles genießt es, dabei zu sein. „Das Erlebnis WM für mich ist richtig cool“, sagt sie. „Es ist einfach immer etwas Besonderes, mit den besten Frauen der Welt auf einer Bühne stehen zu dürfen.“

Die beste Platzierung des deutschen Teams bisher war ein vierter Platz bei der WM 2017 ebenfalls in den USA. In Plymouth, Michigan besiegten die Frauen im Viertelfinale Russland mit 2:1. Damals wie heute mit dabei: Die Kolleginnen von Emily Nix in der ersten Sturmreihe: Nicola Eisenschmid und Laura Kluge.