Vergewaltigungsklage gegen Rapper: Slowthai steht bald vor Gericht statt auf der Bühne

Demnächst beginnt der Festival-Sommer, die lukrativste und anstrengendste Phase des Jahres für viele Musiker*innen. Auch der britische Rapper Slowthai, der im März sein drittes Album herausgebracht hat, hatte einiges auf dem Tourzettel für die kommenden Monate. Allein in seiner Heimat sollte er bei den großen Festivals in Glastonbury, Reading und Leeds sowie beim Parklife Festival auftreten. Doch nun ist sein Name aus deren Programmen verschwunden.

Zwar äußerten sich die Verantwortlichen nicht zu den Gründen, sehr wahrscheinlich hängen sie aber mit einer gerichtlichen Anhörung zusammen, die diese Woche am Amtsgericht Oxfordshire stattfand. Slowthai, bürgerlich Tyron Frampton, wird beschuldigt, im September 2021 in Oxford eine Frau ohne deren Zustimmung oral und vaginal penetriert zu haben.

Laut „Guardian“ per Video zugeschaltet, gab der Rapper nur seinen Namen, sein Geburtsdatum und seine Adresse in Northampton an. Der Fall wurde anschließend an ein anderes Gericht verwiesen, wo Slowthai im kommenden Monat erscheinen muss. Er ist auf Kaution frei.

In einem Instagram-Post schrieb der 28-Jährige: „Ich bin unschuldig und ich bin zuversichtlich, dass mein Name reingewaschen wird. Bis dahin werde ich mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Angelegenheit schnell und gerecht abgeschlossen wird.“

Das ist sicherlich auch der Wunsch seiner Fans, die derweil entscheiden müssen, ob sie weiter seine Musik hören möchten. Die Unbeschwertheit ist jedenfalls dahin, wenn man etwa die Eröffnungszeilen seines Songs „Happy“ hört: „Thinkin’ with my dick, my head is split/ It’s so hard for both sides to commit“, sprechsingt Slowthai dort.

Ich habe den Rapper vor vier Jahren in Berlin interviewt, kurz bevor sein großartiges Debütalbum „Nothing Great About Britain“ erschien. Er kam aufgeweckt und nett rüber. Er lächelte viel, sprach warmherzig von seiner Mutter und ablehnend über den Brexit. Auch wenn ich gern glauben würde, dass er unschuldig ist, glaube ich als Feministin vorläufig der Frau – und warte ab, was das Gericht entscheidet. So oder so erweist sich der Titel von Slowthais aktuellem Album als prophetisch: Es heißt „Ugly“, hässlich.

Diese Kolumne erscheint alle zwei Wochen und beschäftigt sich mit Popkultur-Phänomenen.