Umstrittener Umgang mit Bayerns Klubikone: Max Eberl und sein Problem mit Thomas Müller

Leicht verschwitzt und einmal mehr schlagfertig stand Thomas Müller nach dem 2:2 gegen Borussia Dortmund vor den TV-Kameras des Pay-TV-Senders Sky. Auf die Frage, ob das Unentschieden eine vertane Chance im Meisterschaftskampf gewesen sei, antwortete er: „Mit Sky-Mindset eine vertane Chance, mit Bayern-München-Thomas-Müller-Mindset sind wir der Meisterschaft ein Stück nähergekommen.“
Fans des FC Bayern München hatten zuletzt spekuliert, dass Müller nicht mehr viele Spielzeiten bekommen würde. Der vermeintliche Grund: Alle, die beim Rekordmeister das Sagen haben, wollten angeblich Weltklasseleistungen des Spielers – dessen Vertrag nicht verlängert wurde – verhindern. So jedenfalls die Verschwörungstheoretiker in den sozialen Medien.
Nun, es ist anders gekommen: Beim Heimspiel am Samstag gegen Dortmund stand Thomas Müller in der Startformation. Der 35-Jährige war einer der besten Bayern-Spieler, das wichtige 1:1 durch Raphaël Guerreiro legte er auf. Schon unter der Woche hatte Müller in der Champions League beim 1:2 gegen Inter Mailand den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Müller ist aktuell der Spieler der Stunde beim FC Bayern.
Anhänger des Vereins dürften mit Zweifeln an Müller wenig anfangen können – für sie ist er die Klubikone schlechthin. Seit seinem elften Lebensjahr trägt Müller das Trikot der Münchner, hat über 150 Tore für die Profis erzielt, unzählige Titel gewonnen und – wie Sky am Samstag ausrechnete – 60.052 Pflichtspielminuten absolviert. In einer Zeit, in der Fußballklubs ihr Personal regelmäßig durchwechseln, ist Müller die einzige Konstante – gewesen.
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Nicht nur Fans, auch Experten können nicht nachvollziehen, warum der FC Bayern mit seinem wohl beliebtesten Spieler, der der Mannschaft weiterhin helfen kann, nicht verlängert hat.
Der Klub argumentierte mit finanziellen Zwängen – für viele schwer nachvollziehbar. Zumal Thomas Müller eine Lücke reißen wird, die kaum mit einem Talent aus der eigenen Jugend zu schließen ist. Heißt: Es wird erneut viel Geld fließen – wie schon vor der Saison, als etwa für den bislang enttäuschenden João Palhinha rund 51 Millionen Euro Ablöse bezahlt wurden.
Mit jedem weiteren Spiel Müllers, jeder Vorlage, jedem Tor steigt der Druck auf die Vereinsführung. Im Fokus stehen Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Sportvorstand Max Eberl. Wer von beiden trägt die Hauptverantwortung für das bevorstehende Ende von Müller beim FC Bayern?
Ein Thomas Müller, der ständig auf der Bank sitzt, das kann auch nicht die Lösung sein.
Uli Hoeneß, Ehrenpräsident beim FC Bayern München
Wochenlang kursierten Gerüchte, wonach Vereinsikone Hoeneß in dieser Angelegenheit den Daumen gesenkt habe. Grundlage war vor allem eine seiner Aussagen: „Ein Thomas Müller, der ständig auf der Bank sitzt, das kann auch nicht die Lösung sein.“ Es sei „einer großen Karriere nicht würdig“, wenn ein Spieler wie Müller dauerhaft nur noch Ersatz sei, so Hoeneß.
Mittlerweile jedoch richtet sich die Kritik verstärkt gegen Sportvorstand Max Eberl – und Hoeneß befeuerte diese mit Aussagen, die er nun gegenüber der „Welt am Sonntag“ machte. „Die ersten Gespräche haben auf Thomas den Eindruck gemacht, dass man sich vorstellen kann, mit ihm weiterzumachen“, sagte Hoeneß über die Verhandlungen, die es zwischen Eberl und Müller gegeben hatte. Auf die Trennung sei Müller entsprechend nicht vorbereitet gewesen: „Das hat er in seinem Statement zum Ausdruck gebracht, was man total verstehen kann.“
Es braucht wenig Interpretationskraft, um zu dem Schluss zu kommen, dass sich Hoeneß mit diesen Aussagen aus der Schusslinie bringen möchte.
Die „Süddeutsche Zeitung“ sieht nun Eberl in Bedrängnis: „Sollten die Bayern am Mittwoch gegen Mailand ausscheiden, dann werden allerdings die Debatten über jemand anderen garantiert lauter werden, dessen Welpengeruch niemand mehr wahrnehmen mag: den Sportvorstand Max Eberl“, schreibt das Blatt.
Es wirkt derzeit, als habe der Klub ohne Not eine Baustelle aufgemacht, die sich im Falle eines Champions-League-Ausscheidens so weit ausweiten könnte, dass der Sportvorstand selbst hineinfällt.
Das Paradoxon besteht darin, dass Thomas Müller selbst mit einer starken Leistung in Mailand die Gemüter wieder beruhigen könnte – und gleichzeitig die Diskussion wegen seines baldigen Endes anheizen würde.