Tierische Abenteuer im Jahre 2 vor Asterix
Prequels, also Fortsetzungsgeschichten zu beliebten Film- und Buchreihen, die zeitlich vor deren ursprünglicher Haupthandlung spielen, sind zurzeit sehr gefragt. So kann man etwa im Kino die früheren Geschehnisse um Harry Potters Hogwarts-Welt in der „Phantastischen Tierwesen“-Reihe bestaunen oder die Ereignisse vor den „Tributen von Panem“ im Roman „Das Lied von Vogel und Schlange“ nachlesen.
Und auch im Comic werden immer mal wieder die Biografien populärer Figuren um neue Vorgeschichten ergänzt – wie nun im Universum von Asterix, einer der erfolgreichsten europäischen Comicserien.
Allerdings steht in der diese Woche startenden Comicreihe nicht der listige Gallier im Vordergrund, sondern der zukünftige vierbeinige Begleiter von Asterix und Obelix: Mit „Idefix und die Unbeugsamen“ (Egmont Bäng! Comics, Band 1: 64 S., 9,99 €) veröffentlicht der Egmont- Ehapa-Verlag unter seinem Kinderbuch- Label „Bäng! Comics“ abgeschlossene Episoden über den kleinen Hund, der in Lutetia, dem Paris der Antike, Abenteuer mit tierischen Gefährten erlebt.
Die Storys mit Texten von Matthieu Choquet, Jérôme Coulon und Yves Erbin sowie mit dreireihig angeordneten Zeichnungen von Jean Bastide und Philippe Fenech sind im Jahre 52 vor Christus angesiedelt, also noch bevor Idefix erstmals im Asterix-Album „Tour de France“ von 1967 vor einer Fleischerei auf die beiden Gallier trifft.
Zu Idefix’ „Unbeugsamen“ zählen die schnelle Hündin Turbine, die starke Bulldogge Dertutnix, die Kriegsveteranen- Taube Astmatix und die streunende Katze Sardine. Erstmals trat das Team in der 2021 veröffentlichten TV-Animationsserie mit gleichem Titel auf. Die 52 Folgen sind kindgerecht konzipiert, aber auch für Erwachsene amüsant gestaltet und auf mehreren Ebenen interpretierbar.
Kommentar zur Corona-Krise
Dass die „Unbeugsamen“ wiederholt mit römischen Soldatenhunden und der dekadenten Katze Monalisa von General Labienus in Konflikt geraten, kann man als gelungene Allegorie auf die später spielenden Asterix-Abenteuer beziehungsweise die realen historischen Auseinandersetzungen zwischen Galliern und Römern deuten.
Zudem glänzen die Idefix-Comics mit den für die Asterix-Serie typischen Stilmitteln wie Wortwitzen, Anachronismen oder Persiflage von zum Entstehungszeitpunkt der Story zeitgenössischen Verhaltensweisen.
So liest sich beispielsweise in der Episode „Die Hicks-Epidemie“, getextet von Matthieu Choquet, das egoistische Verhalten von Römeranführer Labienus, der sich bei Ausbruch einer Schluckauf-Epidemie in seinem Prunkpalast vor der von ihm so bezeichneten „Barbarenseuche“ isolieren will, als klarer Verweis auf hysterisches und unsolidarisches Verhalten Einzelner zu Zeiten der Corona-Krise.
Im Stile von Asterix-Miterfinder Albert Uderzo
Und vor allem Comiczeichner Jean Bastide leistet bei den Illustrationen von Menschen, Tieren und Umgebungen durchgehend eine außergewöhnliche Arbeit, erinnert sein dynamischer Strich bezüglich Figurenphysiognomie, Charakterproportionen und Bewegungsdarstellungen doch stark an den späten Albert Uderzo.
So ist der Asterix-typische Zeichenstil von einerseits knollennasigen Galliern und Römern, andererseits anatomisch realistisch gestalteten Tierkörpern sowie opulent illustrierten Hintergründen von Stadt- und Landkulissen beibehalten. Das Lettering und die Kolorierung entsprechen der Qualität, die man aus den aktuellen Asterix-Neuauflagen kennt. Und auch die Seitenarchitektur mit eckigen Panelrahmen in meist ähnlicher Größe sowie die bauchigen Sprechblasenformen kommen dem Original sehr nahe.
Fans der klassischen Asterix-Alben können sich zudem über eingestreute Kurzauftritte von einigen Nebenfiguren wie dem gallischen Häuptlingsehepaar Majestix und Gutemine, dem Architekten Quadratus (aus „Die Trabantenstadt“), Miraculix’ zerstreutem Druidenkollegen Amnesix (aus „Der Kampf der Häuptlinge“) oder auch dem rebellischen Teenager Grautvornix mit seinem roten Pferdewagen (aus „Asterix und die Normannen“) freuen.
Die gedankenreich geschriebenen und detailverliebt gezeichneten Episoden machen Spaß zu lesen und lassen trotz Abwesenheit von Zaubertrank, fliegenden Hinkelsteinen und Fischprügeleien mitunter echtes Asterix-Feeling aufkommen.