Schwerer Abschied von der Maske

Berlins Kultursenator Klaus Lederer hat kein Interesse daran, das Hygieneregel-Chaos bei den hauptstädtischen Bühnen zu beenden. Derzeit gilt an jedem Haus etwas anderes: Gibt es Pausen? Sind Garderoben und Bars geöffnet? Muss eine Maske während der Vorstellung getragen werden – und wenn ja, dann eine medizinische oder FFP2? Wer verschiedene Veranstaltungen besuchen möchte, muss jeweils mühsam die entsprechenden Informationen auf der Website der Häuser suchen. Die schlecht besuchten Abende, von denen Besucher allenthalben berichten, sind sicher auch auf dieses Vorschriften- Wirrwarr zurückzuführen.

Klaus Lederer hält das offensichtlich für zumutbar. Ja, er wendet sich sogar dezidiert gegen die Linie des Senats, was die Möglichkeit betrifft, bei Kulturveranstaltungen die 2G-Regel anzuwenden, also nur Geimpfte und Genesene einzulassen. Dabei konnte jetzt die größte organisatorische Hürde aus dem Weg geräumt werden. Bislang hieß es, alle Mitarbeitenden hinter den Kulissen wären ebenfalls der 2G-Regel unterworfen. Jetzt wurde vom Senat präzisiert, dass dies nur jene mit „unmittelbarem Kundenkontakt“ betrifft.

Fast niemand schöpft die Berliner 3G-Regeln aus

Der Linkenpolitiker fordert die Bühnen und Konzerthäuser aber weiterhin auf, die 3G-Regel anzuwenden, also auch Getestete einzulassen. Der Berliner Hygienerahmenplan erlaube schließlich bereits seit Juli, dass in Sälen mit moderner Klimaanlage auch bei 100-prozentiger Auslastung die Maske am Platz abgenommen werden können. Nach der Staatsoper hat sich nun auch die Deutsche Oper dazu durchgerungen, diese Möglichkeit anzubieten – wobei Personen, die sich unsicher fühlen, selbstverständlich den Mund-Nase-Schutz tragen dürfen.

Die Berliner Philharmoniker dagegen beharren weiterhin darauf, dass während des gesamten Aufenthaltes in ihrem Hause eine FFP2-Maske zu tragen sei, also auch während des Konzerts. Dabei wäre 2G gerade für die Philharmonie besonders interessant. Abgesehen davon, dass sich das Publikum wieder so frei wie früher in den Räumlichkeiten bewegen könnte, fällt bei dieser Regelung auch die Obergrenze von 2000 Besuchern weg. Da die Philharmonie über 2400 Sitzplätze verfügt, könnten mit 2G also dringend benötigte Ticket-Einnahmen generiert werden.

Positive Erfahrungen mit der Beschränkung auf Geimpfte und Genesene hat das Theater Erfurt gemacht, das als erste große Bühne in Deutschland am vergangenen Samstag 2G eingeführt hat. Intendant Guy Montavon berichtete im Gespräch mit dem Tagesspiegel, dass er sehr viel Zustimmung beim Publikum und nur zwei schriftliche Beschwerden erhalten habe. Ab November will auch die Hamburgische Staatsoper die 2G-Regel anwenden. Ebenso hat sich – nach einer Besucherbefragung – auch der Nikolaisaal in Potsdam für seine Eigenveranstaltungen entschieden.