Schauspieler Ernst Jacobi gestorben
Bekannt war er für schwierige Charakterrollen, hauptsächlich im Fernsehen und beim Theater. Nun ist der Schauspieler Ernst Jacobi tot. Er starb im Alter von 88 Jahren, wie sein Management am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Er sei friedlich eingeschlafen. Jacobi, der in Berlin geboren wurde und in München lebte, spielte unter anderem die Rolle des Gauleiters Löbsack in Volker Schlöndorffs Grass-Adaption „Die Blechtrommel“. Er war auch der Erzähler in Michael Hanekes „Das weiße Band“.
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In lustigen Rollen sah man ihn eigentlich nie. „Ja, man findet mich einfach schwierig“, sagte er dazu etwa 2008 im Interview mit „BR-alpha“. Dabei halte er sich selbst gar nicht für kompliziert. Dass er immer wieder die schwierigen Charaktere spielte, erklärte er sich im Interview so: „Entweder hatten die Leute einen sehr guten Blick und dachten, dass ich das eigentlich können sollte, dass ich das leisten würde; wie sie das gesehen haben, weiß ich aber nicht. Oder es war einfach ein Experiment, dass sie gesagt haben: „So, das probieren wir jetzt mal aus.“ Und dann ging das eben gut und so hatte man plötzlich einen Spezialisten für solche Rollen (…).“
Jacobi begann seine Karriere in den 1950er Jahren im Theater. Seine Schauspielausbildung hatte er nach dem Abitur in Berlin absolviert, später nahm er auch Unterricht in Paris. Von Berlin aus zog es ihn zu den großen Häusern, unter anderem nach Wien ans Burgtheater und nach Zürich ans Schauspielhaus.
Jahrzehntelang war er auch im Fernsehen zu sehen: Er verkörperte weit über 200 TV-Rollen. Noch vor einigen Jahren trat er in kleineren Rollen etwa bei „Rote Rosen“ auf. Eine seiner letzten Rollen spielte er 2017 im „Polizeiruf 110“, seitdem lebte er nach Angaben seines Managements zurückgezogen.
Jacobi arbeitete auch hinter der Kamera viel mit seiner Stimme. Er sprach Hörbücher ein und vertonte Filme. Zum Beispiel im Zeichentrickfilm „Peter Pan“: Für den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1953 mussten damals auch deutschsprachige Stimmen gefunden werden. „Mit nur 20 Jahren habe ich seinerzeit die Hauptrolle des Jungen übernommen, der nie erwachsen werden wollte“, erzählte Jacobi in einem Interview zur Ausstellung „The Sound of Disney“ 2020 in Frankfurt am Main. Den Film hatte er damals nach fast 70 Jahren nochmal gesehen.
Seine Präsenz brachte ihm Preise und viel Lob
Wie war das, den Film nach so langer Zeit nochmal zu erleben? „Ich war total überrascht“, sagte er damals, in einem Sessel sitzend. Er habe natürlich vieles vergessen gehabt, was dann wiedergekommen sei. Er fand den Film wunderbar. „Und ich habe gar nicht gewusst, dass ich (…) damals so viel Kraft und Lust und Zutrauen hatte“, sagte er. „Ich habe das schwerer in Erinnerung.“
Seine Präsenz, von der sich Jacobi hier selbst erstaunt zeigte, brachte ihm Preise und viel Lob ein. Die „FAZ“ schrieb mal in den 1990ern, man könne Jacobi zuschauen, wie er Figuren zusammenbaue: „streng und sachlich“. Aber man sehe auch immer, wie er diese Figuren zum Abheben zu bringen versuche: als seien sie zu Höherem bestimmt. „Bei ihm wirkt vieles bedeutender, als es ist. Andere Schauspieler streben nach Tiefsinn. Ernst Jacobi strebt nach Hochsinn.“ (dpa)