Deutschland steht im Finale gegen England

Alexandra Popp flog, traf und siegte. Es war einfach unglaublich, was die Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale bei der Europameisterschaft am Mittwoch leistete.

Popp hatte fast alle guten Chancen des deutschen Teams gegen die Französinnen und die Kapitänin erzielte auch beide Treffer beim 2:1 (1:1)-Erfolg vor 30.500 Zuschauenden in Milton Keynes.

Die dienstälteste Spielerin im deutschen Team war auch die beste Spielerin auf dem Platz und nicht zuletzt daher spielen die Deutschen nun am Sonntag um den Titel – gegen die Gastgeberinnen aus England, die am Dienstag nach einem 4:0 gegen Schweden ins Finale gerauscht sind.

Das Stadion von Milton Keynes hat im Fußball selten große Höhepunkte erlebt, der erst 2004 gegründete heimische Milton Keynes Football Club, offiziell Nachfolger des FC Wimbledon, spielt nur drittklassig. Die bislang größten Sportereignisse in der schmucken Arena waren wohl Spiele der Rugby-Union-WM im Jahr 2015.

Am Mittwoch aber war nun mal ein großer Fußballabend angesagt, auch wenn er mit einer eher schrägen Sangeseinlage des deutschen Teams begann. Die Gegnerinnen aus Frankreich waren beim Absingen der Marseillaise weiter besser im Fluss als die deutschen Spielerinnen bei der Nationalhymne.

Aber das war womöglich auch einer gewissen gesunden Nervosität geschuldet. Und schließlich sollten sie ja auch gut spielen und nicht gut singen.

Angriffslustige Französinnen

Anfangs allerdings dominierten die recht früh attackierenden Französinnen, die ihre Chancen suchten, aber nicht fanden. Bei Welt- oder Europameisterschaften hatten die noch nie gegen ein deutsche Team gewonnen, offensichtlich wollten die Französinnen demonstrieren, dass sie diesmal eben mehr erreichen wollten als nur ein EM-Halbfinale, denn ins Finale waren sie noch nie gekommen.

Nach einer Viertelstunde allerdings übernahm die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Initiative, hatte mehr Ballbesitz und viel mehr vom Spiel. Alexandra Popp hatte bei einem Freistoß das 1:0 auf dem Fuß, ihr Distanzschuss Richtung linke unter Ecke konnte Pauline Peyraud-Magnin gerade noch so zur Ecke lenken.

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Fünf Minuten vor der Pause hatte Frankreichs Torhüterin dann allerdings keine Chance gegen Popp: Die Kapitänin verwertete eine Flanke von Svenja Huth mit voller Wucht unter die Latte. Die Französinnen wirkten allerdings nicht geschockt, bildeten sofort einen Kreis auf dem Feld und feuerten sich an – und kamen noch vor der Pause zum Ausgleich.

Stürmerin Kadidiatou Diani kam nach einem deutschen Abwehrfehler zu einem Distanzschuss und traf zwar nur den Innenpfosten, doch von dort prallte der Ball über die deutschen Torfrau Merle Frohms in das deutsche Tor.

Deutsches Team steckt erstes Turnier-Gegentor gut weg

Ein bitterer Moment für die Wolfsburgerin und ein bitter Ausklang der ersten Halbzeit für das insgesamt bessere Team auf dem Platz. Es war der erste Gegentreffer für die Deutschen in ihrem fünften EM-Spiel und damit im gesamten Turnier.

Es wurde dann nach Wiederanpfiff ein Duell auf Augenhöhe. Die deutschen Gegnerinnen wurden wieder stärker. Die eingewechselte Bacha hatte eine riesige Chance, die Kathrin Hendrich per Kopf klären konnte. Beim folgenden Eckball hatte Kapitänin Windie Renard das 2:1 auf dem Kopf, doch Frohms parierte noch gerade so. Die Deutschen hatten in dieser Phase das Glück auf ihrer Seite.

Aber sie hatten eben auch Alexandra Popp und die machte dann mit aller Entschlossenheit in der 76. Spielminute mit ihrem Kopfballtreffer alles klar für die Deutschen und den Finaleinzug gegen die Engländerinnen am Sonntag im Wembley-Stadion perfekt. Es ist bereits das zehnte EM-Endspiel für ein deutsches Team – doch viele Finaleinzüge resultieren aus anderen Zeiten.

Diesmal sind wohl die Engländerinnen leicht favorisiert – auch wegen der großem Kulisse im größten Stadion Englands. Aber dass die deutschen Spielerinnen keinen Gegner fürchten müssen, das haben sie auch am Mittwoch wieder bewiesen. Das bisher großartige Turnier von England bekommt das Finale, das es verdient hat. Tsp