Dramatisch langes Halbfinale um die Eishockey-Meisterschaft: Tor in Spielminute 116, Eisbären siegen in Straubing
Wenn man Fußball schaut, bekommt man bei einer etwas außergewöhnlich erscheinenden Begebenheit von Reportern, Reporterinnen, Trainern oder Aktiven oft um die Ohren gehauen, dass „solche Geschichten nur der Fußball schreibt“. Nun gut, es gibt auch ein paar andere Sportarten, die da auch so ihre außergewöhnlichen Geschichten schreiben. Eishockey zum Beispiel.
Die Zuschauer nämlich, die sich am Mittwoch am frühen Abend zum Stadion am Straubinger Pulverturm aufgemacht hatten, haben zu Spielbeginn des zweiten Play-off-Halbfinales zwischen den Tigers und Eisbären um 19.30 Uhr wohl nicht im Traum daran gedacht, dass sie viereinhalb Stunden später immer noch im Stadion sein würden.
Das Siegtor fiel kurz vor Mitternacht
Denn es gab ein Drama mit heftiger Überlänge: 3:3 ( 1:0, 0:2, 2:1) hatte es, Drittel-Ergebnisse aus Straubinger Sicht, nach 60 Spielminuten gestanden, Ty Ronning entschied das drittlängste Spiel in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit seinem Tor zum 4:3 für die Eisbären nach 115 Minuten und 40 gespielten Sekunden. Es war 23.51 Uhr, als das Siegtor fiel.
Manchmal ist Eishockey eben nichts für schwache Nerven. Aber wenn die Eisbären eines beherrschen in den laufenden Play-offs der DEL, dann ist es die Kunst, immer dann zuzuschlagen, wenn es wichtig ist.
Das erste Spiel der nach dem Modus „Best of seven“ gespielten Halbfinalserie hatten sie am Montag 3:1 gewonnen, obwohl Gegner Straubing Tigers viel mehr investiert hatte. Und ähnlich lief es dann auch beim zweiten Teil der Serie am Mittwochabend am Straubinger Pulverturm letztlich: Straubing spielte wieder stark, Berlin siegte wieder.
Eine gute Nachricht gab es für die Eisbären vor dem ersten Bully: Die DEL sperrte Straubings Cody Lampl nach dem rüden Check gegen den Berliner Zach Boychuk für drei Spiele. Das aber schien die Niederbayern nicht zu irritieren, sie machten angefeuert von ihrem stimmgewaltigen Anhang in ihrer kompakten Eishalle vor 5635 Zuschauenden am Mittwoch da weiter, wo sie am Montag aufgehört hatten. Sie brannten mit dem ersten Bully ein offensives Feuerwerk ab.
Die Eisbären führten schon 3:1
Allerdings fackelten sie ein wenig zu lang in den entscheidenden Szenen, lediglich ein Tor von Philip Samuelsson entsprang zunächst ihren Bemühungen. Die Eisbären brauchten gegen Ende des zweiten Drittels nur zwei Minuten, um das Spiel zu drehen. Zunächst traf Jonas Müller, wenig später legte Leo Pföderl mit seinem ersten Tor in den Play-offs zur Führung nach.
Nachdem Blaine Byron dann im letzten Drittel zum 3:1 getroffen hatte, schien die Vorentscheidung gefallen, aber Joshua Samanski verkürzte für die Gastgeber. Und vier Minuten vor Ablauf der 60 Minuten traf Cole Fonstad zum 3:3. Es ging in die erste Verlängerung. Und es ging in die zweite Verlängerung, weil kein Tor fallen wollte und die Beine der Akteure immer schwerer wurden.
Als der Straubinger Adrian Klein in der Pause nach der zweiten Verlängerung vom Reporter von „Magentasport“ gefragt wurde, ob das nun noch Spaß mache oder nur eine Qual sei, sagte der Verteidiger: „Es ist ein bisschen von beidem.“ Auch den Zuschauerinnen und Zuschauern in der Halle mussten ein wenig leiden, zu essen gab es ab 23.30 Uhr laut Augenzeugenberichten nichts mehr im Stadion.
Erst kurz vor Mitternacht fiel dann die Entscheidung. Es war ein wichtiger Sieg für die Eisbären, die nun am Freitag schon den Matchball in der „Best-of-seven“-Serie vorbereiten können. Vielleicht geht es dann auch mal wieder etwas schneller, als am Mittwoch. Beinahe hätten sie ja noch am Donnerstag gespielt. (Tsp)