Saudi-Arabien spielt mit
Dass sich die Golfwelt derzeit in Aufruhr befindet, ist eine grandiose Untertreibung. Seit Donnerstag läuft in Brookline bei Boston mit der US Open das dritte Major-Turnier des Jahres statt, am Sonntag fällt auf dem Ryder-Cup-Platz von 1999 die Entscheidung. Doch das beherrschende Thema in der gesamten Woche ist die neue von Saudi-Arabien finanzierte LIV Invitational Series, die zuletzt ihr Premierenturnier in der Nähe von London veranstaltete.
Die US-PGA-Tour suspendierte daraufhin wie angekündigt 17 Spieler, die beim LIV-Turnier am Start waren, darunter so klangvolle Namen wie Dustin Johnson, Phil Mickelson oder Sergio Garcia. Diese Spieler durften in dieser Woche aber alle bei der US Open abschlagen, weil die vom US-Verband und nicht von der PGA-Tour ausgerichtet wird. Und so gab zum Beispiel Phil Mickelson seine erste Pressekonferenz in den USA, seit er sich zur Saudi-Tour bekannt hatte.
Der mittlerweile 52 Jahre alte sechsmalige Major-Sieger versuchte dabei nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und gab zwar ausführlich, aber gleichermaßen nichtssagend Auskunft über seine aktuelle Situation. „Ich weiß, dass viele Menschen eine klare Meinung zu meiner Entscheidung für LIV Golf haben. Das verstehe und respektiere ich“, sagte er. Als Mickelson am Donnerstag seine erste Runde spielte, wurde er von vielen Fans gefeiert, von anderen allerdings auch verspottet. „Gier ist gut, Phil“, rief ein Zuschauer in Anspielung auf die Summen, die bei den Saudis zu verdienen sind.
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Mickelson beispielsweise soll allein für seine Zusage für LIV Golf 200 Millionen US-Dollar kassiert haben und Tiger Woods soll angeblich ein Angebot über fast eine Milliarde vorgelegt worden sein. Der Superstar, der in Brookline fehlt, lehnte jedoch ab. Für andere waren die Verlockungen hingegen zu groß. Martin Kaymer, der 2014 die US Open gewann, kassierte in der vergangenen Woche für seinen 16. Platz in London noch 245.000 Dollar und hält es wie der mit vier Millionen bedachte erste LIV-Sieger Charl Schwartzel aus Südafrika, der sagte: „Woher das Geld kommt, ist nichts, das ich beim Spielen jemals betrachtet habe.“
Kaymers Start zuletzt erscheint noch merkwürdiger, weil er zuvor beim deutschen Turnier in Winsen genauso verletzungsbedingt fehlte wie jetzt bei der US Open. Damit musste er sich freilich auch nicht den bohrenden Fragen der Journalisten vor Ort stellen und damit einer Nervenprobe aussetzen. US-Star Brooks Koepka beispielsweise, der die US Open schon zweimal gewinnen konnte, bestand diese nicht und flippte regelrecht aus. An die Medienvertreter in Brookline gewandt, sagte er: „Ihr alle treibt dunkle Wolken über uns. Ich habe das Ganze satt. Das stinkt mir gewaltig. Wir wollen die US Open spielen und müssen nur über das andere Zeug reden.“ Koepka spielt bisher nicht bei der LIV Series, sein weniger talentierter Bruder hingegen schon.
Rory McIlroy hat die LIV Series wiederholt kritisiert
Als einer der größten Kritiker der Saudi-Tour hat sich stets Rory McIlroy positioniert und blieb sich in dieser Hinsicht zuletzt treu: „Was sie dort machen, hat keine Bedeutung – außer dem Einsammeln von einem Haufen Kohle“, sagte der Nordire und drückte damit aus, was die meisten Gegner über LIV Golf denken.
Dass einige Abtrünnige nun nicht mehr auf der US-Tour spielen dürfen, scheint für diese Profis dank der saudischen Preisgelder verschmerzbar, auch wenn die Turnierserie mit insgesamt acht Events eher übersichtlich ist. Und so suchen die bisherigen Platzhirsche noch nach dem richtigen Umgang mit den LIV-Spielern. Die PGA der USA hat hier ein deutliches Zeichen gesetzt, das europäische Pendant zögert hingegen noch. Das Turnier kommende Woche in München Eichenried ist für alle offen.
Ob das so bleibt, ist fraglich. Denn inzwischen wird bereits überlegt, Golfern der Saudi-Tour sogar das Startrecht für den Ryder Cup zu entziehen.