Rundgang zum Bauhaus in Berlin: Für eine Weile größer träumen und schöner wohnen
Das Bauhaus, 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet, hat Kunst, Architektur und Design revolutioniert. Es veränderte auch die Vorstellung, wie eine Hochschule zu funktionieren habe. Verwirklicht werden konnte das Motto „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ aber erst, als Professoren und Studierende 1925, vertrieben von rechten Politikern, nach Dessau umzogen. Dort entstand ein hypermodernes Lehrgebäude, das gleichzeitig Schule und Fabrik war. In ihm wurde entworfen und produziert.
Das endete, nachdem die NSDAP die Kommunalwahl in Dessau gewann und 1932 die Hochschule schloss. Das Bauhaus, nun geleitet von Ludwig Mies van der Rohe, wechselte nach Berlin. Hier blieben nur wenige Monate, bis die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und das ihnen verhasste Institut 1933 auflösten. Trotzdem prägen die Ideen des Bauhauses Berlin bis heute.
1. Das Bauhaus-Archiv

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Weltweit besitzt keine andere Institution mehr Kunstwerke und Dokumente über die von Walter Gropius gegründete Hochschule als das Berliner Bauhaus-Archiv. Entstanden ist es 1960 in Darmstadt, aber als es dort aus allen Nähten platzte, setzte Gropius einen Neubau in West-Berlin durch.
Fertiggestellt wurde das Archiv, das auch ein Museum für Gestaltung ist, 1979 am Landwehrkanal. Von Gropius’ Entwurf blieb vor allem die markante Sheddach-Silhouette übrig. Seit 2018 ist das Haus geschlossen, der Umbau soll 2026 beendet werden. Vom 19. bis 21. September 2025 kann die Baustelle besichtigt werden.
2. Großsiedlung Siemensstadt

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Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund ließ ab 1928 in Bernau einen Komplex von Lehr- und Verwaltungsgebäuden errichten. Entworfen wurde diese „Bundesschule“ vom zeitweiligen Bauhaus-Direktor Hannes Meyer, seinem Kollegen Hans Wittwer und Bauhaus-Studierenden.
„Nicht konzentrische Häufung von Baumassen, sondern exzentrische Lockerung der Bauteile“, fasste Meyer das Konzept zusammen. Es folgt dem Prinzip der „kleinen Kreise“ des Schweizer Pädagogen Pestalozzi. Seit 2017 zählt die Schule zum UNESCO-Weltkulturerbe.
4. Neue Nationalgalerie

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Politik wurde auch mit der Internationalen Bauausstellung gemacht, die 1957 im Hansaviertel stattfand. Größen wie Alvar Aalto, Oscar Niemeyer und Le Corbusier beteiligten sich, ihre locker verteilten Bauten bildeten ein Gegenmodell zum Reih und Glied der Stalinallee, die ein paar Jahre zuvor in Ost-Berlin hochgezogen worden war.
Walter Gropius verwirklichte eines der größten Gebäude. Sein Wohnhochhaus an der Händelstraße hat neun Stockwerke. Die Fassade, konkav geschwungen und mit hervorspringenden Balkonen, wirkt überraschend spielerisch für den einst so strengen Baumeister.
6. Paulick-Bau an der Karl-Marx-Allee

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Weil große Teile der Stadt zerstört waren, brauchte Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg dringend neuen Wohnraum. Ab 1958 wurde Ackerland am südlichen Rand von West-Berlin erworben. 1962 begann der Bau der von Walter Gropius geplanten Satellitenstadt.
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Als der „Garagen-Palast“ in der Kantstraße 126/127 fertiggestellt wurde, galt er als Sensation. Während einer Bauausstellung fanden hier 1932 Führungen statt. Entstanden war die Hochgarage 1929/30 für 1,5 Millionen Reichsmark unter anderem nach Entwürfen des Gropius-Mitstreiters Richard Paulick.
Einzigartig sind die Kant-Garagen wegen ihrer gläsernen Vorhangfassade und der doppelgängigen Wendelrampe. Bis 2017 konnte in dem Gebäude geparkt werden, danach schien es dem Abriss geweiht. Doch das Denkmal wurde gerettet und umgebaut. Heute befinden sich in ihm unter anderem eine Galerie und Büros.