Ritt an die Spitze

Schon als Kind schwärmte Ralf König für Lucky Luke. Nun hat es der kürzlich veröffentlichte Hommage- Band des Kölner Zeichners für den „poor lonesome Cowboy“ nicht nur auf die Bestseller-Listen geschafft. Er ist auch der aktuelle Liebling der Fachleserschaft: Königs Album „Lucky Luke – Zarter Schmelz“ wurde soeben von 30 deutschsprachigen Kritikerinnen und Kritikern zum besten Comic des Quartals gewählt.

Das Titelbild von „Zarter Schmelz“.Foto: © Lucky Comics 2021 – All Rights reserved by Ralf König/Egmont Ehapa Media

Der Band ist Teil des Jubiläumsprogramms zum 75. Jahrestag von Lucky Lukes erstem Auftritt. Vor König bekam ein anderer Deutscher für seine Hommage an den Comic-Cowboy viel Aufmerksamkeit, nämlich der Berliner Zeichner Mawil. Sein Album „Lucky Luke sattelt um“ stand vor zwei Jahren ebenfalls an der Spitze der Bestenliste – und brachte Ralf König auf die Idee, selbst einmal auf den Zeichenspuren des legendären Lucky-Luke-Schöpfers Morris zu wandeln.

Was sich zunächst ziemlich verrückt angehört haben mag angesichts des an schwulen, oft sexuell expliziten Geschichten reichen Œuvres von Ralf König, ging dann offenbar relativ reibungslos über die Bühne. Die Zusammenarbeit mit den französischen Rechteinhabern lief ziemlich entspannt ab, berichtet der Zeichner in Interviews. Nur eine Vorgabe gab es: Lucky Luke selbst sollte nicht schwul sein.

Davon abgesehen, ist „Zarter Schmelz“ ein echter Ralf-König-Comic voller zündender Pointen und vieler Zutaten, die mit dem bekannten Comic-Cowboy verbunden werden. Ergänzt wird das Ganze um ein Pärchen schwuler Cow- bzw. Schafboys auf ihrem Weg nach Bareback, die sich als die eigentlichen Hauptdarsteller der Geschichte entpuppen.

Daneben hat natürlich auch Lucky Luke seine großen Auftritte, etwa in einer ausführlichen Badeszene – so sauber ging es in dieser Reihe noch nie zu.

Western, Biografien, Superhelden

Die weiteren Top-Titel der Kritikerjury:
Steven Applebys Superhelden-Satire „Dragman“,
der Sachcomic „Beate und Serge Klarsfeld – die Nazijäger“,
Taiyo Matsumotos surrealistisch angehauchter Manga „GoGo Monster“,
der fünfte Band von Riad Sattoufs autobiografischer Erzählung „Der Araber von morgen“,
der Superheldencomic „Strange Adventures“ von Tom King, Mitch Gerads und Evan Shaner,
der Neo-Western „Regenwolf“,
Tony Sandovals Horror-Märchen „Wasserschlangen“,
der Edel-Western „Bis zum bitteren Ende“,
die introspektive Erzählung „Der schöne ferne Klang“ von Zep sowie
der chinesische Historiencomic „Die Klingen der Wächter“.