Olympia ist eingetütet, die EM noch nicht: Deutsche Fußballerinnen haben viel Arbeit vor sich

Die Feiereien kannten bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag keine Grenzen. „Paris, Paris – wir fahren nach Paris!“, tönte es aus der deutschen Kurve in Heerenveen und später aus der Kabine des deutschen Teams.

Es wurde noch lange nach dem 2:0-Sieg über die Niederlande, der Platz drei der Nations League und die Olympia-Teilnahme gesichert hatte, getanzt und gesungen. Kein Wunder, schließlich durchschreitet das Team von Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch seit dem Debakel bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer ein sportliches Tal und konnte nicht allzu viele Erfolge verzeichnen.

Die Erleichterung, dass immerhin die Olympia-Quali gelang, war allen Beteiligten anzumerken. Es sei eine „Riesenlast“ abgefallen, wie Torhüterin Merle Frohms es formulierte. „Jeder weiß, aus welch schwieriger Phase wir kommen“, erinnerte Torschützin Klara Bühl an die herausfordernde Zeit seit der WM. „Ich bin unglaublich glücklich und bin sehr erleichtert, dass wir das Spiel zu unseren Gunsten entschieden haben“, sagte Alexandra Popp im ZDF-Interview nach dem Abpfiff.

Für Popp und Hrubesch geht der Traum Olympia damit erneut in Erfüllung. Beide waren bereits 2016 in Rio de Janeiro dabei, Hrubesch mit dem Männer- und Popp mit dem Frauenteam. Nach der großen Party im Abe-Lenstra-Stadion in Heerenveen gilt es nun für den Deutschen Fußball-Verband, den Weg bis Olympia zu planen.

Nach der Gruppenauslosung im März stehen wenige Tage später die ersten Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz an. Diese wird Hrubesch betreuen, der weiter im Amt bleibt. Wann der künftige Bundestrainer oder die Bundestrainerin vorgestellt wird, ist unklar. „Wir werden es zeitnah kommunizieren, wie es weitergeht“, versprach DFB-Sportdirektorin Nia Künzer.

Zwischen dem letzten EM-Qualifikations-Spiel und dem Turnier in Frankreich liegen nur neun Tage, die Gruppengegner für die EM-Quali werden am kommenden Dienstag ausgelost. In der Zeit bis Olympia gilt es also, den Fokus auf andere Dinge zu legen, das Team insgesamt weiterzuentwickeln und ein Stück weit neu zu erfinden. Einige Spielerinnen wie Popp, Marina Hegering oder Svenja Huth haben das Alter von 30 Jahren überschritten und könnten nach Olympia zurücktreten. Gedanken in diese Richtung äußerte zumindest Popp zuletzt immer wieder.

Der Sieg über das niederländische Team war eine absolute Willensleistung der deutschen Fußballerinnen, die aber erneut die spielerischen Defizite aufzeigte. Dass es trotzdem zum Sieg reichte, lag auch an den Gegnerinnen. Das Team von Trainer Andries Jonker forderte Deutschland kaum in der Defensive, die einer der Schwachpunkte in den jüngsten Auftritten war. Mit Blick auf das Parallelspiel um Platz eins der Nations League zwischen Frankreich und Spanien, wird klar, dass Deutschland von diesem Niveau aktuell zu weit entfernt ist.

Nach dem Sommer erst neue und junge Spielerinnen heranzuführen, könnte mit Blick auf die EM zu spät sein. Derzeit ist Jule Brand mit 21 Jahren die jüngste Akteurin und bekommt regelmäßig Spielzeit auf allerhöchstem Niveau – das sieht bei den Top-Nationen schon ganz anders aus.

Aktuell darf also ausgiebig gefeiert werden, schließlich ist Olympia das prestigeträchtigste Turnier im Frauenfußball. In den kommenden Tagen müssen die Verantwortlichen beim DFB aber schnell einen Plan entwickeln, wie Deutschland zurück zu alter Stärke finden und auch bei Olympia in Paris mithalten kann.