Nachwuchs bei den Füchsen Berlin: Kapitän Paul Drux über seine neue Rolle als Vater
Ein bisschen war schon zu tun. Auto aufräumen, Wohnung herrichten, Blumen kaufen – die Vorbereitungen liefen bei Paul Drux am Freitag auf Hochtouren. Denn nachdem am Mittwoch seine Tochter geboren wurde, wollte der 27-Jährige, dass alles bereit ist, wenn Frau und Kind am Samstag nach Hause kommen.
„Ich war vorher schon ein bisschen nervös“, gibt der Kapitän der Füchse zu, der den Nationalmannschaftslehrgang vor zwei Wochen vorzeitig beendet hatte, um statt nach Spanien zu reisen möglichst in der Nähe von Berlin sein zu können, wenn es so weit sein sollte. Das Europapokal-Spiel in Düsseldorf gegen HC Motor Saporischschja vergangenen Dienstag hatte er ebenso ausgelassen. „Das war reine Vorsicht. Doch wir hatten Anfang der Woche noch einmal einen Check-up und ab da stiegen Vorfreude und Angespanntheit noch einmal extra“, berichtet Drux.
Pandemie, Kriege und Klimakrise
Seit der Entbindung konnte der frisch gebackene Vater seine Familie nicht mehr besuchen, Kontakt war durch die Corona-Beschränkungen nur übers Telefon möglich. Doch sowohl Tochter Maila, was im Finnischen „kleine Schönheit” bedeutet, als auch Ehefrau Linda sind wohlauf und bereit, das Krankenhaus zu verlassen.
So ganz verklungen ist die Aufregung dadurch noch nicht. Gründe, um sich Gedanken zu machen, gibt es gerade in den aktuell schwierigen Zeiten schließlich ausreichend. „Vielleicht ist es aber eine Chance, weil es wieder einen neuen Menschen gibt, der die Welt ein bisschen besser machen kann“, sagt Drux. „Anders kann man es glaube nicht betrachten, ohne depressiv zu werden. Wenn man die Nachrichten liest, macht man sich um seine eigene Tochter noch mehr Sorgen.“ Pandemie, Kriege, Klimakrise – all diese Probleme sind auch an Drux nicht vorbei gegangen.
Wenn man die Nachrichten liest, macht man sich um seine eigene Tochter noch mehr Sorgen.
Paul Drux
Doch er versucht, seine neue Rolle so gelassen wie möglich anzugehen. „Ich hoffe einfach, dass ich ein schützender Papa sein kann, der trotzdem seinem Kind den nötigen Freiraum lässt“, sagt Drux und steht dabei wie jeder Vater vor der Frage, wie sich Beruf und Privates am besten kombinieren lassen – ein Thema, das zuletzt unter Sportlern immer häufiger besprochen wurde.
Lautsprecher in dieser Causa war beim Handball unter anderem der Kieler Hendrik Pekeler, der die wenige Zeit mit der Familie, neben der hohen Belastung, als einen Grund für seine Pause bei der Nationalmannschaft anführte. Deutschlands Kapitän Johannes Golla setzt sich für eine stärkere Einbeziehung von Frauen und Kindern bei den Turnieren ein. „Das ist nicht immer einfach, aber es schweißt das Team als solches auf einer anderen Ebene auch noch einmal enger zusammen. Und deshalb konzentriert man sich nicht weniger auf den Sport.“
Eine eigene Kita für die Füchse
Bei den Füchsen könnten sie mit dem Nachwuchs von der Anzahl her so langsam schon ein kleines Handball-Team zusammenstellen. Dejan Milosavljev, Fabian Wiede, Hans Lindberg, Marko Kopljar sind bereits Eltern, Lasse Andersson und Viktor Kireev erwarten beide ihr erstes Kind. „So eine Kita für alle hier im Sportforum wäre vielleicht ganz cool“, meinte Drux am Freitag, wenngleich er weiß, dass er in seinem Alltag relativ viel Freizeit zur Verfügung hat, wenn sich nicht gerade ein Auswärtsspiel an das nächste reiht.
Und dann gibt es ja noch Familie und Freunde, die aushelfen können. Dankbar ist er trotzdem dafür, dass die Füchse mit dem Bundesliga-Duell gegen den Bergischen HC (20.30 Uhr/Sky) und dem Spiel gegen Bidasoa Irun am Dienstag (20.45 Uhr/Dazn) zwei Ansetzungen in der heimischen Max-Schmeling-Halle vor der Brust haben.
„Vorher saß ich etwas auf heißen Kohlen, jetzt kann ich meine Frau besser unterstützen“, sagt der 27-Jährige, der auch im Klub gut zu tun hat. Durch die lange Verletztenliste ist der Halblinke momentan umso mehr gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Die Vorfreude auf beide Aufgaben ist bei Paul Drux jedoch ungebrochen. </SB>[AUTOR_UNTEN]Carolin Paul[/AUTOR_UNTEN]
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